Kurier

Mehrere Grüne Frauen contra Pilz

Neue Fälle. Tirolerin schildert Entgleisun­gen eines alkoholisi­erten Pilz

- – R. LINDORFER, C. WILLIM

„Ich hätte wahrschein­lich meinen Mund gehalten“, schickt sie voraus. „Aber dass er sich jetzt hinstellt und sagt, hätte nie eine Frau belästigt, das ist eine glatte Lüge“, sagt eine Tirolerin, die nicht namentlich genannt werden möchte, zum KURIER.

Die Grüne gehört zu einem Kreis aus Frauen, die nach der Stellungna­hme von Peter Pilz am Montag nicht mehr schweigen wollen – es formiert sich Widerstand gegen den Ex-Grünen und Listengrün­der, der sich angesichts der aktuellen Vorwürfe „keiner Schuld bewusst“sein will.

Der Vorfall liegt ein paar Jahre zurück, es war bei einer Lokaltour nach einem Grünen Bundeskong­ress. „Ich bin an der Bar gestanden, war völlig nüchtern“, schildert die Tirolerin. „Dann kommt der Peter daher, sturzbetru­nken, haut mir auf den Popsch, und sagt so süffisant: ,Oh, Entschuldi­gung, das darf man ja jetzt nicht mehr machen bei euch.’ Ich hätte ihm am liebsten eine geschmiert, aber sowas macht man ja dann doch nicht.“

„Ja, so ist er halt“

Pilz sei im Rausch des Öfteren ausfällig geworden – das bestätigt auch ein Rundruf des KURIER im Grünen Umfeld. Die Rede ist zwar nicht von eindeutige­r sexueller Belästigun­g im strafrecht­lichen Sinne; es geht mehr um derbe Sprüche, Umarmungen und unerwünsch­tes Anbandeln – das bestätigt auch die Tirolerin. Sie kenne mehrere Grüne,

die Ähnliches erlebt haben. Im Umfeld habe es dann nur lapidar geheißen: „Ja, so ist er halt."

Wieso der Aufschrei erst jetzt kommt, wieso nie etwas angezeigt wurde – in einer Partei, die sich den Frauenrech­ten verschrieb wie kaum eine andere? Es sei ein grundsätzl­iches Problem in der Gesellscha­ft, erklärt die Tirolerin: „Als Frau wird man als überempfin­dlich bezeichnet, als würde man halt keinen Spaß verstehen. Und beruflich wird die Integrität infrage gestellt.“Jetzt hätten viele Angst,vor Gericht gezerrt zu werden. „Nicht, weil sie lügen, sondern weil sie sich dann vor breiter Öffentlich­keit erklären müssen.“

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