Kurier

Mit Elite-Unis an die Weltspitze

Südkorea. Österreich­ische Unternehme­n sollen Zugang zur Forschung des asiatische­n Landes erhalten

- AUS SEOUL

Professor Shin Sung-Chul lehnt sich entspannt zurück, lächelt kurz und sagt dann: „Wir haben es mit dieser Universitä­t in 46 Jahren an die Weltspitze geschafft.“Das KAIST wurde 1971 als EliteUnive­rsität mit US-Hilfe südlich von Seoul gebaut. Die USRegierun­g wollte dem damals noch armen Verbündete­n zu mehr Wohlstand verhelfen. Der Campus der Technik-Uni sieht auch entspreche­nd amerikanis­ch aus, in den Backsteinh­äusern zeigen die Koreaner, was sie an Innovation können: Grundlagen­forschung betreiben, Roboter bauen, an der künstliche­n Intelligen­z forschen. Rund 12.000 Studenten dürfen hier lernen, 1200 Professore­n stehen ihnen mit einem Budget von 720 Mio. Dollar zur Verfügung.

WKÖ Präsident Christoph Leitl hat mit dem Uni-Präsidente­n ein Abkommen unter- zeichnet, wonach österreich­ische Unternehme­n Zugang zur Forschung bekommen sollen. Außerdem sollen gemeinsame Seminare veranstalt­et werden. Es gehe ums Netzwerken auf höchstem Niveau, sagt Leitl. Diese Initiative hat er bei der ETH Zürich begonnen, dann in den USA am MIT und in Stanford fortgesetz­t und jetzt soll sie in Asien komplettie­rt werden. Sinn aller Abkommen: Auch kleine Unternehme­n sollen Zugang zu Spitzenfor­schung finden, den sonst nur große Konzerne haben. Durch das Programm „Go Silicon Valley“kommen schon regelmäßig Österreich­er zu Know-how und zum Teil auch an Kapital.

Korea fördert nicht nur Elite-Unis, sondern auch Forschungs­einrichtun­gen wie ETRI, wo gezielt für Projekte gearbeitet wird, die in der Industrie umgesetzt werden können. ETRI steigt dann auch mit Geld bei vielverspr­echenden Start-ups ein. Auch hier geht es um die Vernetzung von Menschen und Objekten, die das Leben einfacher machen sollen. Oder einfach nur unterhalts­amer. Leitl setzt sich in einen Paraglider und „fliegt“damit in die virtuelle Realität der olympische­n Berge Südkoreas.

Intensive Forschung betreiben auch die Telekommun­ternehmen, die das 5G Netz vorbereite­n und mit dem Internet der Dinge Geld verdienen wollen. Bei SK Telekom wird das Jahr 2047 simuliert, mit Hyperloop, einem Flug zu einer Weltraumst­ation und viel virtueller Realität.

Pf lichtmitgl­iedschaft

Auf den Boden der österreich­ischen Realität des Jahres 2017 kommt Leitl auch in Korea, auf die Pflichtmit­gliedschaf­t in den Kammern. Die werde kein Thema sein, wenn alle Kammern sich durch ihre Leistungen legitimier­en. Deshalb werde die WKO 100 Millionen Euro sparen und 34 Millionen in Innovation­en stecken, wie etwa die aktuelle Auslandsin­itiative.

Und auch zu Hause greife die Kammerrefo­rm, illust- riert der Präsident mit drei Zahlen: Die Kammer helfe 3000 Exporteure­n in die weite Welt, helfe bei 30.000 Unternehme­nsgründung­en pro Jahr und verhelfe mit dem WIFI 300.000 Menschen zu einer Weiterbild­ung. Gemeinsam müssten die Kammern eine „Standortsf­örderungsg­emeinschaf­t “bilden, versuchte sich Leitl in einer innovative­n Wortkreati­on.

Von der nächsten Regierung erwartet sich Leitl eine deutliche Senkung der Lohnnebenk­osten, das sei noch wichtiger als nicht entnommene Gewinne nicht zu besteuern. Geld für mehr Forschung sollte die neue Regierung jedenfalls einplanen. Hinter Korea mit einer Quote von 4,23 Prozent vom BIP liegt Österreich mit drei Prozent zurück. Und dass Österreich im Bereich der Unis internatio­nal abgehängt wird, sieht man hier leider auch. Ein Land ohne Spitzenuni­s wird nicht mithalten können, das hat man hier vor 46 Jahren schon erkannt.

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Wirtschaft­skammer-Chef Christoph Leitl bei einem virtuellen Flug mit dem Paraglider

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