Kurier

Volkshilfe spart Personal ein

Wien. Bedarf an mobiler Betreuung nimmt rasant ab. 40 Mitarbeite­r sind davon betroffen

- VON (Assistenz zur Selbststän­digkeit, Anm.)

Es sind schwere Zeiten für die Wiener Volkshilfe. Die mobile Betreuung und Pflege, ein Kerngeschä­ft der Organisati­on, schreibt tiefrote Zahlen. Konkret werden für dieses Jahr 1,5 Millionen Euro Umsatzrück­gang erwartet. Das wirkt sich auf die Mitarbeite­r aus: Von 40 Heimhilfen will man sich trennen. Auch Einsparung­en in anderen Bereichen sind geplant.

Demografie

„Der Bedarf an Heimhilfe ist einfach nicht mehr so hoch wie noch vor wenigen Jahren. Im Gegensatz dazu gibt es mehr Anfragen bei der Hauskranke­npflege – da wiederum gibt es zu wenig diplomiert­es Personal. Deshalb müssen wir da auch Anfragen ablehnen“, sagt Sprecherin Eve- line Ronge. „Das ist eine fatale Mischung für uns.“

Grund für den Rückgang dürfte ein demografis­cher Knick sein: Weniger Menschen brauchen aktuell Unterstütz­ung in ihren vier Wänden. Das bestätigt auch der Fonds Soziales Wien (FSW). „Seit Anfang des Jahres beobachten wir einen Rückgang beim mobilen Pflegebeda­rf “, erklärt FSWSpreche­rin Ireides Franz. Pflegeorga­nisationen würden deutlich weniger Stunden verrechnen, auch das eigene Hauskranke­npflege-Angebot sei davon betroffen. „Aber das überrascht uns nicht großartig. In wenigen Jahren kommt die nächste Welle – dann wird Pflege daheim wieder relevant.“Alle Organisati­onen seien betroffen. Die Volkshilfe dürfte allerdings die erste sein, die personelle Maßnahmen treffen muss.

Seit Juni werden Mitarbeite­r nicht mehr nachbesetz­t. „Zehn bis 15 Personen haben seither das Unternehme­n verlassen“, sagt Ronge. „Das werden wir fortsetzen.“In einigen Jahren werde man bei einem Bedarfsans­tieg wiederum Leute einstellen.

Der Rückgang war schon im Vorjahr bemerkbar. Verzeichne­te man bei der Volks- hilfe im Jahr 2015 noch 671.000 Stunden an Heimhilfe-Bedarf, waren es 2016 nur noch 637.000 Stunden. Heuer wird man auf rund 608.000 Stunden kommen.

Auch bei der Hauskranke­npflege gibt es Rückgänge – aber wegen Personalma­ngels: 2015 waren es 207.000 Stunden, 2017 werden es nur noch 176.000 sein. „In die- sem Bereich müssen wir Anfragen ablehnen, weil das Personal fehlt. Wir suchen händeringe­nd danach“, sagt Ronge. Ein Trend, der sich bundesweit bemerkbar macht.

Pf legeregres­s

Ein Grund, so vermutet Ronge, könnte auch die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses sein, die im kommenden Jahr in Kraft tritt. „Vielleicht haben sich da einige Leute schon jetzt Plätze in Heimen gesichert.“

Man spare nun „an allen Ecken und Enden“, sagt Ronge. So auch bei den Weihnachts­gutscheine­n für die rund 1700 Mitarbeite­r. Wie Geschäftsf­ührer Otto Knapp bei der jüngsten Betriebsve­rsammlung bekannt gab, werden die Mitarbeite­r diesmal darauf verzichten müssen. Dadurch will man 250.000 Euro einsparen.

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