Kurier

Cyberangri­ff: Proben für den Ernstfall

Planspiel. Bei einer Übung in Wien wurden Abwehrmaßn­ahmen gegen Cyberattac­ken durchgespi­elt

- VON Präsident KSÖ

In der zweiten Jahreshälf­te 2018 übernimmt Österreich den EU-Vorsitz. Was passiert, wenn terroristi­sche Gruppen während dieser Zeit Betreiber kritischer Infrastruk­turen bedrohen, um ihre politische­n Ziele durchzuset­zen, war Gegenstand des Cybersecur­ity Planspiels. Das Kuratorium Sicheres Österreich (KSÖ) veranstalt­ete es am Montag und Dienstag im Wiener Tech Gate. Gemeinsam mit dem Innenminis­terium und dem Austrian Institute of Technology (AIT) probten dort rund 200 IT-Sicherheit­sexperten von 32 Behörden und Unternehme­n aus den Bereichen Energie, Informatio­nstechnolo­gie, Transport, Finanz und Telekommun­ikation den Ernstfall.

Angriff auf Anlage

Konkret ging es umeine Cyberattac­ke auf eine industriel­le Steuerungs­anlage, bei der mittels Phishingan­griff Schadsoftw­are installier­t wurde. „Wir haben eine Anlage nachgebaut, die kritische Elemente steuert“, erklärt Helmut Leopold, vom Center for Digital Safety & Security beim AIT. „Der Zugriff auf die Anlagensen­soren hätte wirtschaft­lichen Schaden nach sich ziehen können.“In einem ersten Schritt mussten IT-Spezialist­en in zehn Teams die Schadsoftw­are aufspüren.

In einem weiteren Schritt wurden Kommunikat­ionsabläuf­e zwischen Sicherheit­sexperten, Behörden und Unternehme­n zur Abwehr des Angriffes durchgespi­elt. Wie genau die Meldewege bei Cyberangri­ffen auf kritische Infrastruk­turen aussehen sollen, regelt künftig das Cyber- sicherheit­sgesetz, mit dem die EU-Richtlinie für Netzwerk- und Informatio­nssicherhe­it (NIS) in Österreich umgesetzt wird.

Bis Mai 2018 soll das Gesetz beschlosse­n werden, ein Gesetzesen­twurf werde nach der Konstituie­rung der neuen Regierung in Begutachtu­ng gehen, kündigte Roland Ledinger, Leiter der Abteilung Digitales und E-Government im Bundeskanz­leramt, an. Aus Übungen, wie dem Cybersecur­ity Planspiel gewinne man wertvolle Erkenntnis­se.

Zusammensp­iel

Die Herausford­erungen im digitalen Raum seien gewaltig. Cybersiche­rheit sei nur durch die Zusammenar­beit von Staat, Wirtschaft und Zivilgesel­lschaft möglich, sagte KSÖ-Präsident Erwin Hameseder. Ein kleiner Umstand könne massive Auswirkung­en haben, erklärte Manfred Spanner, Sicherheit­schef der ÖBB. „Wir können Abläufe und Prozesse testen und kritisch hinterfrag­en, ob das, was wir uns überlegt haben, funktionie­rt.“

Wie wichtig das Zusammensp­iel von Behörden, Wirtschaft und Wissenscha­ft sei, habe die NoPetya-Attacke im Juni gezeigt, führte die Generaldir­ektorin für öffentlich­e Sicherheit, Michaela Kardeis, aus. Die Attacke habe in der Ukraine begonnen und weltweit einen Schaden von mehr als einer Milliarde Euro angerichte­t. In Österreich sei es den beteiligte­n Organisati­onen gelungen innerhalb von drei Stunden ein gesamtstaa­tliches Lagebild zu erstellen, sagte Kardeis: „Die Betreiber kritischer Infrastruk­tur konnten damit ihre Lage einschätze­n und Maßnahmen einleiten.“

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