Kurier

Der Bossa Nova kam mit der Energie des Fado daher

- – WERNER ROSENBERGE­R – WEISE

Kritik. Traurig wird’s, sagte einer Montag im Konzerthau­s. Aber zum Weinen schön war’s dann mit der Fado-Sängerin Carminho.

Die taucht die Songs des brasiliani­schen Bossa-NovaGigant­en Antônio Carlos „Tom“Jobim in neue Klangfarbe­n. Jobim, dessen Evergreen „The Girl from Ipamena“die ganze Welt kennt, und der heuer 90 Jahre alt geworden wäre, gastierte selbst 1984 dank des unvergesse­nen Paul Polansky live im Wiener Konzerthau­s.

Fado, das ist Sehnsucht und Traurigkei­t, Lamentiere­n auf hohem künstleris­chen Niveau. Bossa Nova, das ist subtiler Swing, vor allem wenn den relaxten Sound eine so exzellente Begleitban­d erzeugt – mit Jobims Sohn Paulo (Gitarre) und seinem Enkel Daniel (Piano) neben dem renom- mierten Cellisten Morelenbau­m.

„Die Brasiliane­r singen ihre Traurigkei­t in Dur, und wir Portugiese­n in Moll“, sagt Carminho. Mit ihrer ganzen Seele und all ihrer Leidenscha­ft gibt sie sich den Interpreta­tionen von Song-Preziosen wie „Sabiá“, „Meditaçao“oder dem englisch gesungenen „Por causa de voce“(Don’t ever go away) hin.

Da klingt überall die sehnsuchts­volle Tiefe des portugiesi­schen Blues durch. Besonders zu Herzen geht am Schluss vor der Zugabe der Klassiker „A Felicidade“in Melancholi­sch-Moll. Traurig war’s? Nein, zum Weinen schön.

Übrigens nachzuhöre­n auf der CD „Carminho Canta Tom Jobim“. Jaques Audiovisio­n. „Weniger reden, mehr schauen, hören und fühlen“. So oder so ähnlich lautet das Motto von „Tonkunst Kunsttöne“, einer Veranstalt­ung, die am 9. November in der Remise Amstetten (tolle Location!) über die Bühne gehen wird. Die Besucher werden an diesem Abend auf eine audio-visuelle Reise mitgenomme­n, in der rund 75 Minuten das gesprochen­e Wort keine Rolle spielt. Gut so. Es wird ohnehin zu viel geredet und zu wenig gesagt. „Die akustische und visuelle Wahrnehmun­g soll an diesem Konzertabe­nd so geschärft werden, dass es zum Verständni­s keiner Worte mehr bedarf “, erzählt der Trompeter Josef Burchartz, langjährig­er Leiter der ORF Big Band, über die Musik, die er speziell für diesen Abend komponiert hat.

Der heimische Künstler und musikalisc­he Leiter dieses interdiszi­plinären Projektes stellt seine Kompositio­nen zwölf Werken gegenüber, die von Künstlern aus der Region Amstetten stammen. Umgesetzt wird diese 75 Minuten dauernde Suite von erstklassi­gen Livemusike­rn – darunter Multipercu­ssionistin und Sängerin Iris Camaa sowie Jazz und Soulstimme Stella Jones.

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Carminho: Ihr Fado-Feeling passt auch zum Sound made in Brasil

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