Die ganz harte Tour für einen Bürohengst und Sprücheklopfer
ORF/ARD. Der TV-Film „Meine fremde Freundin“macht Vergewaltigung und sexuelle Nötigung zum Thema – und die Problematik der Schuldzuweisung (20.15 Uhr).
Büro-Macho Volker Lehmann (Hannes Jaenicke) kann es nicht lassen: zotige Witze, zweideutige Anspielungen und Distanzlosigkeit. Das betreibt er auch bei der Neuen im Gesundheitsamt, Judith Lorenz (Ursula Strauss). Die lässt sich das nicht gefallen, ist kompetent, wirkt nett und punktet damit bei Kolleginnen wie Andrea Bredow (Valerie Niehaus). Sie unterstützt Judith sofort, als diese Unfassbares erzählt: Lehmann hat sie im Abstellraum des Büros vergewaltigt …
„Lehmann ist Bürohengst, harmloser Macho und Sprücheklopfer mit einem unangenehmen Hang zu chauvinistischen Sprüchen“, sagt Jaenicke über seine Figur in „Meine fremde Freundin“
Und die „muss auf die ganz harte Tour erfahren, und in gewis- ser Weise geschieht ihm dies recht, dass man seine Worte und Sprüche vorsichtig wählen sollte.“
Zur Rolle musste der auch in den USA lebende Jaenicke, der im Rahmen eines
Themenabends „Sexuelle Nötigung, Lügen und Vorurteile“auch bei „maischberger“diskutiert, erst überredet werden. Denn „das eigentliche Thema ist doch, dass sich Tausende vergewaltigter Frauen aus Angst und Scham oft nicht trauen, sexuelle Straftaten anzuzeigen – aus Scham, das Geschehene öffentlich auszubreiten, und Angst, vor Gericht filetiert zu werden.“Falschbeschuldigungen, wie sie in „Meine fremde Frau“angerissen werden, kämen hingegen kaum vor, meint er in einer Aussendung.
Die Vorgabe der für den Streifen war, dass es „kein pseudoaktueller Vergewaltigungsfilm“sein solle. Er war programmiert, bevor die Vorwürfe gegen Harvey Weinstein und weitere Hollywood- Größen wie Kevin Spacey für Schlagzeilen sorgten.
In ORF2 widmen sich ab 22.30 Uhr „Weltjournal“und „Weltjournal+“dem Sexismus in der Politik: Denn auch Kaliber wie Angela Merkel oder Hillary Clinton wurden schon zur Zielscheibe. Das Chronikmagazin auf ORF2 hängte die Vorstadtweiber ab. Die sahen auf ORFeins vergleichsweise magere 429.000. Der Witzestammtisch auf Puls 4 war privater Tagessieger. Die Pro-Contra-Debatte im Anschluss sahen 154.000.