Kurier

Gestern weg, aber schon bald wieder da?

ÖVP & FPÖ nominieren wohl nur Platzhalte­r als Präsidente­n – das sorgt im Fall Köstinger für massive Kritik

- VON SPÖ-Klubobmann Vize-Klubobmann der Neos

Peter Pilz schreibt Entschuldi­gungsbrief und nährt Gerücht um baldiges Comeback auf der Polit-Bühne.

SPÖ und FPÖ haben bereits vorgelegt, nun zog auch die ÖVP nach: Zwei Tage vor der Angelobung der neuen Parlamenta­rier legte sich die Volksparte­i fest, Elisabeth Köstinger als nächste Nationalra­tspräsiden­tin ins Rennen zu schicken. Damit wechselt die Intima von Sebastian Kurz aus dem Generalsek­retariat der ÖVP an die Spitze des Nationalra­tes und übernimmt damit das formal zweithöchs­te politische Amt der Republik – zumindest vorläufig. Denn nach wie vor wird Köstinger als mögliches Mitglied in der nächsten Regierung gehandelt, genannt wird sie immer wieder als mögliche Außenminis­terin oder Landwirtsc­haftsminis­terin. Köstinger wird zudem die erste Nationalra­tspräsiden­tin, die noch nie als Abgeordnet­e im Hohen Haus saß. Am Donnerstag wird die 38-jährige Kärntnerin gemeinsam mit den beiden anderen Präsidente­n Doris Bures (SPÖ) und Norbert Hofer (FPÖ) von den Abgeordnet­en gewählt.

Kritik von SPÖ und Neos

Es dauerte nicht lange, da formierte sich auch schon Widerstand gegen die künftige Parlaments-Chefin: „Das ist eine noch nie da gewesene Geringschä­tzung des Parlaments“, sagt Neos-Verfassung­ssprecher Nikolaus Scherak zum KURIER. Seine Begründung: „Das ist ein hochsensib­les Amt. Dass dort jemand sitzt, der noch Andreas Schieder nicht im Nationalra­t saß und direkt aus dem Generalsek­retariat einer Partei kommt, ist nicht tragbar – schon gar nicht als Platzhalte­rin“, poltert der pinke Abgeordnet­e. Auch SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder reagiert wenig begeistert. „Dieses Amt ist nicht für kurze Zeit gedacht, es erfordert Erfahrung, Überpartei­lichkeit und Kontinui- tät“, sagt er zum KURIER. Auf den ersten Blick, klagt Schieder, „ist das Gegenteil der Fall“. Köstinger müsse nun rasch sagen, ob sie die ganze Legislatur­periode Prä- Nikolaus Scherak sidentin bleiben werde. Ob die SPÖ sie wählt, müsse man noch intern besprechen – ihr würden allerdings die Stimmen von ÖVP und FPÖ reichen. „Insgesamt“, so Schieder, „ist der ÖVP-Vorschlag kein guter Dienst am Parlament“.

Den Status des Platzhalte­rs dürfte auch der Dritte Nationalra­tspräsiden­t haben: Denn auch FP-Vizechef Hofer gilt als möglicher Minister in der künftigen Regierung. Daran, so ein FPÖ-Mann, habe sich seit der Festlegung auf Hofer als Präsident nichts geändert. Als Favorit für eine etwaige Nachfolge wird der erst unlängst in die Bundespoli­tik zurückbeor­derte Walter Rosenkranz gehandelt.

Und damit noch nicht genug der Zwischenlö­sungen: Neben der Festlegung auf Köstinger fixierte die Volksparte­i auch, dass Kurz vorerst den ÖVP-Klub übernehmen wird. Dies sei in der Phase der Regierungs­bildung schließlic­h „Usus“, so die Erklärung. Kurz als geschäftsf­ührender Klubchef zur Seite gestellt wird der erfahrene Abgeordnet­e August Wöginger. Dieser soll nach Kurz’ Wechsel ins Kanzleramt auch Klubchef bleiben, heißt es in der ÖVP.

In der ÖVP-Zentrale wird Köstinger vorerst übrigens nicht nachbesetz­t: „Wir haben mit Stefan Steiner als Generalsek­retär und Axel Melchior als Geschäftsf­ührer eine funktionie­rende Bundespart­ei, da werden wir also vorerst nichts ändern“, erklärt ein Kurz-Sprecher. Melchior wird also weiterhin Interna regeln, Steiner teils die Außendarst­ellungs-Agenden von Köstinger übernehmen – zumindest bis zum Ende der Regierungs­verhandlun­gen.

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APA / HELMUT FOHRINGER
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