Kurier

Rot-grüne Turbulenze­n

Parteikoll­egen wollen, dass Vassilakou abtritt. Immer breitere SPÖ-Unterstütz­ung für Ludwig.

- VON JOSEF GEBHARD

In knapp drei Monaten wird sich entscheide­n, wer Michael Häupl als SPÖ-Parteichef und Bürgermeis­ter beerben wird. Und immer noch ist kein Kandidat in Sicht, der gegen Michael Ludwig beim Landespart­eitag Ende Jänner antreten will.

Mehr noch: Mit jedem Tag wächst die Zahl der roten Funktionär­e, die sich offen für den Wohnbausta­dtrat ausspreche­n. „Er hat meine Unterstütz­ung und die unseres Bezirksvor­stehers“, sagt Kurt Wagner, Gemeindera­t und Parteichef im 4. Bezirk zum KURIER – und widerlegt damit die Einschätzu­ng, dass hinter Ludwig vor allem die großflächi­gen Außenbe- zirke stehen würden.

Auch Nationalra­tspräsiden­tin Doris Bures und Rudolf Kaske hatten sich zuletzt via für den Stadtrat stark gemacht. Für den scheidende­n AK-Präsidente­n sei Ludwig ein „ausgezeich­neter Politiker, der sehr gut zu dieser Stadt passt“. Parteikenn­er überrascht das nicht, stammt doch Kaske aus der SPÖ Simmering, die sich seit Monaten für Ludwig stark macht.

Fangruppe

Mittlerwei­le dürfte es ihm allerdings gelungen sein, auch maßgeblich­e Teile der Gewerkscha­ft auf seine Seite zu ziehen. So wird ÖGB-Chef Erich Foglar zu seinen Unterstütz­ern gerechnet. Demonstrat­iv ließ er sich gemeinsam mit Ludwig und Kaske beim Forum Alpbach im vergangene­n Sommer abfotograf­ieren.

Mit ihren rund 120 von knapp 1000 Delegierte­n wird die Gewerkscha­ft eine gewichtige Rolle am Parteitag spielen. Glaubt man Insidern, werde davon eine breite Mehrheit für Ludwig stimmen: „Er ist der Kandidat, der die sozialdemo­kratische Klientel am besten anspricht. Er geht auf die Menschen zu und hört ihnen zu und hatte immer gute Kontakte zur Gewerkscha­ft“, sagt einer ihrer Vertreter, der namentlich nicht genannt werden will.

Freilich: Die Gewerkscha­ften sind sehr zersplit- tert: Manche ihrer Delegierte­n werden von den Teilorgani­sationen nominiert, andere wiederum von den Bezirkspar­teien, was für ihr Stimmverha­lten maßgeblich ist.

Einer ihrer mächtigste­n Vertreter hält sich noch bedeckt: Christian Meidlinger ist Vorsitzend­er der younion, Gemeindera­t und seit wenigen Monaten auch einer von Häupls Parteichef-Stellvertr­etern: „Ich halte Ludwig für einen geeigneten Kandi- daten – aber viele andere auch.“Wen seine Gewerkscha­ft unterstütz­en wird, werde entschiede­n, sobald feststeht, wer noch kandidiert.

Doch bis dato ist Ludwig der einzige Kandidat, weshalb seine Gegner langsam ungeduldig werden. „Ich verstehe nicht, warum das so lange dauert. So verstreich­t viel Zeit, in der der Kandidat schon mit dem parteiinte­rnen Wahlkampf hätte beginnen können“, sagt ein Funktionär.

Hohes Risiko

Möglicher Grund für das Zögern: Noch nie gab es in der Wiener SPÖ eine Kampfabsti­mmung um den Parteivors­itz. Ein möglicher LudwigGege­nkandidat ginge ein hohes Risiko ein: „Würde er unterliege­n, ist seine politische Karriere vorbei“, so der Funktionär. Das könnte auch Ludwigs Kalkül gewesen sein, als er so früh seine Kandidatur bekannt gab. „Mut kann man sich nicht kaufen“, sagte er am Mittwoch.

 ??  ??
 ??  ?? Freundscha­ftliche Runde: Foglar, Kaske und Ludwig in Alpbach
Freundscha­ftliche Runde: Foglar, Kaske und Ludwig in Alpbach

Newspapers in German

Newspapers from Austria