Kurier

Was zwei Newcomer erwarten

Jüngste und älteste Mandatarin. Plakolm (22) und Griss( 71) im Talk

- – RAFFAELA LINDORFER

Die eine hätte sich nach ihrem Studium eine Stelle als Lehrerin suchen sollen, die andere könnte nach ihrer Richterkar­riere längst in Pension sein. Für Claudia Plakolm (ÖVP) und Irmgard Griss (Neos) kommt es nach der Wahl anders: Sie ziehen heute als zwei von 86 neuen Abgeordnet­en in den Nationalra­t ein – Plakolm ist mit 22 Jahren die jüngste Mandatarin aller Zeiten, Griss mit 71 Jahren aktuell die älteste.

Zwischen ihnen liegen fast 50 Jahre, das sind zwei Generation­en. Gemeinsam haben sie ein Bruttogeha­lt von rund 8800 Euro – recht üppig für die jeweilige Altersgrup­pe – und einen Plan: Gerade die Neuen seien gefragt, eine neue politische Kultur zu schaffen, sind sich die Frauen einig.

Benehmen in der Politik

Die österreich­ische Politik sei in den vergangene­n Jahren von Hick-Hack dominiert gewesen. „Es wurde so lange gestritten, bis der einfachste Kompromiss zustande gekommen ist“, so die Beobachtun­g von Claudia Plakolm. Insofern könne sich der Bund etwas von den Kommunen abschauen, meint die 22-Jährige, die in ihrer Heimat Walding (Oberösterr­eich) Gemeinderä­tin war: „Die Sache steht im Vordergrun­d, alle Parteien gehen wertschätz­end miteinande­r um. Das wünsche ich mir auch in der Bundespoli­tik.“

So stellt sich das auch Irmgard Griss vor, die poli- tisch von ihrem Vater – einem steirische­n Landwirt, der sich als Gemeindera­t engagiert hat – geprägt wurde. Die Bundespoli­tik sei bisher unter ihrem Wert geschlagen worden, räumt Griss ein, schief gelaufen sei aber vor allem eines: „Das vorrangige Interesse scheint gewesen zu sein, einen Erfolg des jeweils anderen zu verhindern. Wir müssen neue Wege gehen.“

Der ehemaligen Präsidenti­n des Obersten Gerichtsho­fes ist das ein derart großes Anliegen, dass sie ihre erste Rede im Plenum dem Thema Umgangsfor­men widmen will. Nur, wenn alle zusammenwi­rken, könne man die großen Herausford­erungen unserer Zeit angehen, meint die 71-Jährige. Die da wären: „Migration, Digitalisi­erung und Klimawande­l.“

Plakolm will sich – ihrer Zielgruppe entspreche­nd – für die Themen Jugend und Bildung engagieren. Ein Vorhaben, das sie noch im nächsten Jahr angehen möchte, ist die Vereinheit­lichung des Jugendschu­tzes. „Wir haben neun Länder, neun Gesetze – das sind acht zu viele“, erklärt die 22-Jährige.

Übersetzer­in für Junge

Die Landesobfr­au der Jungen ÖVP kandidiert­e auf der oö. Liste als Nummer 2 hinter August Wöginger, der nach Sebastian Kurz’ Übernahme des Kanzleramt­s ÖVP-Klubobmann werden dürfte.

Irmgard Griss dürfte ihr Ergebnis von fast 19 Prozent bei der Hof burg-Wahl im Vorjahr motiviert haben, weiter Politik zu machen – diese Chance bekam sie bei der Nationalra­tswahl auf Platz 2 hinter Neos-Chef Matthias Strolz.

Aber wie schafft man es, als eine von 183 Abgeordnet­en, die vom Volk über ein komplexes Listensyst­em in den Nationalra­t gewählt wurden, sichtbar zu bleiben und nicht völlig unterzugeh­en?

Griss will ihre „Tischgespr­äche“mit Bürgern, die sie im Frühjahr gestartet hat, fortsetzen. Und Plakolm will weiterhin viel in Oberösterr­eich unterwegs sein: „Ich will Übersetzer­in komplexer Sachverhal­te sein und Politik besonders für meine Generation verständli­ch und interessan­t machen.“

Lesen Sie das komplette Interview mit Griss und Plakolm auf kurier.at

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Irmgard Griss, 71, ist die älteste Abgeordnet­e im Nationalra­t
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Claudia Plakolm ist mit ihren 22 Jahren die jüngste Mandatarin

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