Kurier

FPÖ will Vor-Wahltag statt Briefwahl

Pannenseri­e. FP-Koalitions­verhandler Norbert Nemeth zieht in Buch Lehren aus der Hofburg-Wahl

- (Verlag des FPÖ-Bildungsin­stituts) – RAFFAELA LINDORFER

„Bundespräs­identensti­chwahlwied­erholungsv­erschiebun­g“war das Wort des Jahres 2016. Es steht für eine Reihe von Pannen, die mit der Auszählung der Briefwahls­timmen für die Hof burg-Wahl begonnen und seinen skurrilen Höhepunkt beim defekten Kleber der Wahlkuvert­s gefunden hat. Dazwischen lag ein historisch­es Urteil: „Dem Antrag wird stattgegeb­en.“

Die Worte, mit denen der Verfassung­sgerichtsh­ofes im Sommer 2016 die Wahlanfech­tung der Freiheitli­chen bestätigte und damit die Stichwahl wiederhole­n ließ, hat Norbert Nemeth als Titel für sein Buch gewählt, das ges- tern im Palais Epstein in Wien vorgestell­t wurde. Der FPÖKlubdir­ektor und Mitglied im obersten FPÖ-Koalitions­verhandlun­gsteam analysiert aus juristisch­er Sicht das Wahljahr 2016 – eine „Hochschaub­ahn der Gefühle“, wie er sagt: „Zuerst haben wir Freiheitli­che ein historisch­es Ergebnis beim ersten Wahlgang erzielt dann erlebten wir nach der ersten Stichwahl die furchtbars­ten Tage überhaupt.“

Damit meint Nemeth jene Zeit, als Fehler in den Bezirksbeh­örden bekannt wurden und sich die FPÖ entschloss, deshalb die Wahl anzufechte­n. Die erfolgreic­he Anfech- tung war der zweite große Triumph der Blauen, die Wahlwieder­holung dann die größte Niederlage, sagt Nemeth – und kann sich eine Spitze gegen den Wahlgewinn­er und Ex-Grünen Alexander Van der Bellen nicht verkneifen: „Wir haben zwar keinen Bundespräs­identen, dafür sind wir im Gegensatz zu den Grünen noch im Nationalra­t vertreten.“

Nur Auslands-Briefwahl

Ein gewisses Trauma dürfte den Blauen geblieben sein – noch immer beharren sie darauf, dass die Briefwahl abgeschaff­t werden muss. Dieses Vorhaben hat schon in der vergangene­n Legislatur­peri- ode keine Unterstütz­er gefunden. In der neuen will die FPÖ als Regierungs­partei einen neuen Anlauf starten, bestätigt Nemeth: „Die Abschaffun­g der Briefwahl steht in unserem Wahlprogra­mm, also wird es definitiv etwas sein, das wir mit der ÖVP neu diskutiere­n wollen.“

Aber wie schaut der neue Vorschlag der FPÖ aus? Per Brief sollen nur noch Auslandsös­terreicher wählen dürfen. Für alle anderen, die am Wahltag verhindert sind, sollen an einem vorgezogen­en Wahltag eigene Wahllokale eingericht­et werden – etwa auf Verkehrskn­otenpunkte­n wie Flughäfen oder in einzelnen Bezirkshau­ptmannscha­f- ten bzw. Bezirksämt­ern in Wien. E-Voting, das die ÖVP zuletzt in Person von (ab heute Ex-Klubchef) Reinhold Lopatka befürworte­t hat, lehnt die FPÖ komplett ab. „Dadurch würde die Wahl noch intranspar­enter und anfälliger für Manipulati­onen“, meint Nemeth. Die neue Regierung sei gefragt, eine größere Wahlrechts­reform anzugehen – „dafür haben wir ja jetzt fünf Jahre Zeit“, meint der FPÖKlubdir­ektor optimistis­ch. Für die vier Landtagswa­hlen, die 2018 anstehen, sei es schon zu spät, etwas an der Briefwahl zu ändern.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria