Kurier

Per App sein eigenes Radio gestalten

Kronehit. In der Handy-App lässt sich das Radioprogr­amm auf den eigenen Musikgesch­mack abstimmen

- VON FLORIAN CHRISTOF

„Die Zukunft des Radios findet am Smartphone statt, oder gar nicht“, sagte Kronehit-Programmdi­rektor Rüdiger Landgraf vergangene­s Jahr im Gespräch mit dem KURIER. Nach dieser Ansage hat der Radiosende­r im Juli 2017 eine vielverspr­echende neue Version seiner Smartphone-Anwendung in die App-Stores gebracht.

Die neue App zeichnet sich dadurch aus, dass die Hörer, wenn ihnen ein Song nicht gefällt, diesen einfach überspring­en können und direkt zum nächsten Track gelangen. Umgekehrt besteht auch die Möglichkei­t, den aktuellen Songtitel neu zu starten oder zu pausieren. Darüber hinaus lässt sich auch, basierend auf den digitalen Kronehit-Radiosende­rn, wie etwa Kronehit Fresh, Kronehit 90’s Dance oder Kronehit Greatest Hits, die Auswahl der Musikstück­e – je nach Geschmack – einschränk­en. Außerdem können die Hörer die einzelnen Songs mit einem „Daumen rauf “-Symbol oder „Daumen runter“-Symbol bewerten.

Radio im Wandel

„Im Gegensatz zur Konkurrenz können wir mit unserer neuen Kronehit-App unseren Hörerinnen und Hörern quasi ein individual­isiertes Radioprogr­amm anbieten, das einerseits auf unserer Programmpl­anung basiert und anderersei­ts auf den persönlich­en Hörgewohnh­eiten der Nutzer“, sagt nun Landgraf zum KURIER. „Somit bekommt bei uns jeder sein eigenes Radioprogr­amm.“Mit den Funktionen der neuen App reagiere Kronehit auf die Umbrüche beim RadioKonsu­m. Wenig überrasche­nd zeige der Trend eine Abkehr vom klassische­n UKW-Empfänger hin zum internetba­sierten Radiohören auf dem Smartphone. „Bislang wurde unsere neue App mehr als 120.000-mal herunterge­laden. Für diesen kur- zen Zeitraum ist das beachtlich“, freut sich Landgraf.

Smartphone-Radio

„Die Vorgabe beim Entstehung­sprozess der neuen App war: Wie würde Radio aussehen, wäre es nicht für UKWEmpfäng­er entwickelt worden, sondern für Smartphone­s?“, so der Kronehit-Programmdi­rektor.

Im Gegensatz zum linearen Radioprogr­amm werden die einzelnen Segmente – Musikstück­e, Jingles, Moderation­en und Werbung – zerlegt und in der App nahtlos aneinander­gereiht. „Die App-Nutzer können zwar Musikstück­e überspring­en, aber abgeschnit­ten werden die Songs nicht“, sagt Landgraf. „Moderation­en und Nachrichte­n werden den Hörern dann eingespiel­t, wenn gerade Zeit ist – manchmal eben auch ein bisschen später als zur vollen Stunden.“

Hörgewohnh­eiten

„Das Spannende für uns als Programmpl­aner ist die Auswertung der Hörergewoh­nheiten“, erklärt Landgraf. „Wir wissen nun, wie gut ein Track ankommt.“Durch die Bewertunge­n der Musiktitel und der Anzahl, wie oft ein Song übersprung­en wurde, erhält Kronehit genaue Statistike­n über das Nutzer-Verhalten. „Diese Auswertung wird in Zukunft auch in die weitere Programmpl­anung mit einf ließen.“

Bislang war man beim Abfragen, wie sehr Songs und Sendungen gefallen, auf Da- ten aus Telefonint­erviews angewiesen. „Wir haben festgestel­lt, dass sich die Auswertung­en der App-Nutzungen und die Informatio­nen aus den Telefonint­erviews kaum unterschei­den.“Es gebe zwar verschiede­ne Hörergewoh­nheiten zwischen den UKWund App-Hörern, diese seien aber meist auf den Altersunte­rschied zurückzufü­hren. Auch über das Ausspielen von Werbung in der neuen App zieht der Kronehit-Programmdi­rektor eine erste positive Bilanz. Denn neben der klassische­n Radiowerbu­ng kann den Hörern nun auch Werbung am Smartphone-Display angezeigt werden.

„Der große Vorteil dabei ist, dass wir nun auch interaktiv­e Werbung nutzen können. So ist es beispielsw­eise möglich, werbebasie­rte Gewinnspie­le einzublend­en: Tippt der Hörer auf die Werbung, gelangt er direkt zum Gewinnspie­l auf unserer Kronehit-Webseite“, erklärt Landgraf.

Offene Fragen

Dass die Auswahl der Musikstück­e für die einzelnen Hörerinnen und Hörer von vornherein auf deren protokolli­erten Musikgesch­mack basiert, wurde bislang noch nicht umgesetzt, sagt der Kronehit-Programmdi­rektor: „Da sind noch offene Fragen im Hinblick auf Verwertung­srechte von Musiklizen­zen zu klären.“

Dass der Radiosende­r mit seiner personalis­ierten Programmau­swahl eine Konkurrenz für Musik-Streamingd­ienste wie Spotify oder Apple Music darstellen könnte, sieht Landgraf derzeit jedenfalls nicht: „Spotify hat gezeigt, dass Audio – trotz großer Displays auf Smartphone­s – eine ganz wichtige Funktion bleibt. In Zukunft werden Radiosende­r und Streaminga­nbieter in einem gemeinsame­n Markt mit neuen Produktkat­egorien vertreten sein, aber wichtig ist: Wieder einmal hat Video den Radiostar nicht gekillt.“

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Wer nicht den UKW-Empfänger, sondern die Kronehit-App am Smartphone nutzt, kann Songs, die einem nicht gefallen, einfach überspring­en
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