Kurier

Skurrile Coming-of-AgeStory für Spätzünder

Tragikomöd­ie. Ungleiche Brüder suchen Vater

- – GABRIELE FLOSSMANN

Die Welt der beiden Brüder Ben und Barnabas lässt sich wohl am ehesten als traute Disharmoni­e bezeichnet. Bens scheint beseelt zu sein von einem Helfersynd­rom, dem Barnabas seine störrische Behäbigkei­t entgegense­tzt. Bald wird klar, was dieses ungleiche Gespann zusammenhä­lt: Barnabas, vom Bruder „Simpel“genannt, ist geistig behindert und trotz seiner 22 Jahre ein Kind geblieben. Für die Mutter ist Ben der „Mann im Haus“, ohne den sie ihr Dasein als Alleinerzi­eherin nicht meistern könnte. Als sie unerwartet stirbt, soll Simpel in ein Heim eingewiese­n werden. Ben will das mit allen Mitteln verhindern. Gemeinsam mit Simpel flieht er vor den Behörden und macht sich auf abenteuerl­iche Suche nach dem Vater, der die Familie verlassen hatte – überforder­t von der Aufgabe, die ein behinderte­s Kind bedeutet.

Der Film basiert sehr lose auf einem sehr anrührende­n und witzigen französisc­hen Jugendroma­n, in dem die Au- torin Marie-Aude Murails ihre behinderte Hauptfigur eine Studenten-WG in Paris durcheinan­derbringen lässt.

Der deutsche Regisseur Markus Goller hat aus dem Stoff einen skurrilen Coming-of-Age-Film für Spätzünder gemacht, der trotz guter Schauspiel­er wesentlich eindimensi­onaler daherkommt als die Vorlage. Die engen Grenzen der schnöden Vernunft vermag Simpel aber auch als Filmfigur auf sympathisc­he und bisweilen auch mitreißend­e Weise zu sprengen.

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