Kurier

„Trump führt unsnirgend­wohin“

Interview. Stewart O’Nans „Letzte Nacht“wird gratis verteilt. Die Aktion „Eine Stadt. Ein Buch“holte ihn nach Wien .

- VON SUSANNE LINTL

KURIER: Manny ist, wie viele ihrer Romanhelde­n, ein Mann aus dem Volk, dem man als Leiter eines Lobster-Imbisses wegen Unprofitab­ilität das Restaurant zudreht. Sind die kleinen Leute interessan­ter als die Reichen? Stewart O’Nan: Nun, Manny ist nicht der prototypis­che Held, das ist wahr. Er ist wie wir. Die meisten von uns sind eben keine Superhelde­n, die Außergewöh­nliches zustande bringen, sondern nur kleine Helden. Das wird in der Kunst und Literatur unserer Zeit viel zu wenig beachtet. Ich frage mich, warum wir Teenager-Vampire spannender finden als das, was um uns herum passiert. Wir sind doch alle auf unsere Art interessan­t. Meine Lieblingss­chriftstel­ler sind Tschechow und Shakespear­e: Die schreiben über alle Menschen – über Mächtige und Hilflose, Reiche, Arme, Alte, Junge. In „Letzte Nacht“machen Sie klar, dass heutzutage immer alles Profit abwerfen muss. Das Lokal wirft nicht genug Kohle ab? Gut, dann schließen wir es. Ist das Ihre Art der Kapitalism­uskritik?

Der beinharte Kapitalism­us ist der Rahmen für das Buch. Das Buch habe ich ja während der Bush-Ära 2006 geschriebe­n und schon da galt: Wenn du kein Geld bringst, bist du nicht nützlich. Aber ich wollte mich nicht auf diesen negativen Aspekt fokussiere­n. Das Herz des Buchs ist Manny mit seinem Pflichtbew­usstsein und seiner Herzenswär­me an diesem letzten Tag mit den Kollegen im „Red Lobster“. Sie sind gut befreundet mit Stephen King und haben sogar ein Buch über Baseball mit ihm geschriebe­n, „Faithful“. Wie haben Sie einander gefunden?

1996 habe ich einen Roman mit dem Titel „Dear Stephen King“geschriebe­n und hatte binnen kürzester Zeit Stephens Anwälte am Hals. Die haben mächtig Druck auf den Verlag gemacht, das Buch aus dem Programm zu nehmen. Da habe ich mich eines Tages hingesetzt und Stephen einen Brief geschriebe­n, was das eigentlich soll. Treffen wir uns und reden und lassen die Verlagstyp­en und die Juristen links liegen. Er ließ sich von mir überzeugen und seither sind wir Freunde. Wir gehen noch immer gemeinsam zu BaseballSp­ielen. Kommen Sie gerne nach Europa?

Oh ja. Was ich an den Städten hier schätze, ist, dass sie funktionie­ren. In den USA

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