„Wagnerianer wird es an der einen oder anderen Stelle durchaus reißen“
Theater an der Wien. Ein „Projekt, das an unsere Grenzen und darüber hinaus geht“, so bezeichnet Intendant Roland Geyer die nächsten drei Premieren. Denn ab 1. Dezember heißt es im Theater an der Wien: Ring frei für den ,Ring‘.
Ja, gemeint ist Wagners „Ring des Nibelungen“, aber nicht so, wie man ihn kennt. Mit einigen Änderungen soll die „Ring-Trilogie“an drei Abenden (1.–3. 12.) in den finalen Weltenbrand münden. Regisseurin Tatjana Gürbaca, Dirigent Constantin Trinks und Dramaturgin Bettina Auer haben Wagners Tetralogie bearbeitet, um ein Werk zu schaffen, „das über den normalen Versuch, etwas Neues zu machen, hinausgeht“, betont Geyer.
So werden aus „Rheingold“, „Walküre“, „Siegfried“und „Götterdämmerung“an der Wien „Hagen“, „Siegfried“und „Brünnhilde“. Ausgangspunkt jedes Abends ist dabei Siegfrieds Tod – die im Titel genannten Protagonisten erinnern sich sozusagen, wie es dazu kommen konnte.
Sechs der etwa 15 Stunden von Wagners Musik fallen dabei weg; an jedem Abend werden Teile aus zwei „Ring“-Stücken miteinander kombiniert. Gestrichen sind auch viele Figuren wie etwa Fricka, ein Großteil der Götter oder die Nornen – Gürbaca möchte in dieser Neube- trachtung den Blick auf die zweite und dritte Generation werfen. „Es geht mir um die Schuld der Väter Wotan und Alberich und darum, wie die Nachfolgenden versuchen, dem Teufelskreis der Gewalt zu entkommen“, so Gürbaca.
Kein „Walküren-Ritt“
Trinks ist für die musikalische Bearbeitung zuständig. Er verknüpft in „Hagen“„Rheingold“und „Götterdämmerung“, in „Siegfried“kommen Szenen aus der „Walküre“dazu, die neben Ausschnitten aus der „Götterdämmerung“auch in „Brünnhilde“hör- und sichtbar wird. Trinks: „Das ist keine Wagner-Collage, sondern ein eigenes Werk für ein 62köpfiges Orchester.“Nicht nur für Wagnerianer ein Einschnitt: Der „Walküren-Ritt“ist gestrichen. Trinks: „Wagnerianer wird es an der einen oder anderen Stelle vielleicht reißen, aber das ist durchaus gut so.“