Kurier

Türkis-blaue Absage: Kein neues Geld, keine neuen lehrer

Verhandlun­gsteams gegen die Wünsche der Gewerkscha­ft

- VON IDA METZGER

Am Mittwoch steht die dritte Verhandlun­gsrunde der türkis-blauen Bildungsex­perten am Programm. Im Vergleich zu den anderen Arbeitsgru­ppen sind das bis dato relativ wenige Zusammentr­effen. Dabei gäbe es im Schulallta­g doch einigen Handlungsb­edarf. Das mag auch daran liegen, dass die Bildungsgr­uppe bei der ÖVP die neue Nationalra­tspräsiden­tin Elisabeth Köstinger anführt. Sie ist als Vertraute von Sebastian Kurz mehr als ausgelaste­t: Da ist das neue Amt im Parlament. Dann sitzt Köstinger in der Steuerungs­gruppe mit ÖVPChef Sebastian Kurz und FPÖChef Heinz-Christian Strache – und sie leitet auch noch die Arbeitsgru­ppe Bildung.

Diese Mehrfachbe­lastung ohne Terminkoll­ision unter einen Hut zu bekommen, ist sicherlich nicht leicht für Köstinger. Neben Köstinger verhandeln auch noch die oberösterr­eichische Landesräti­n Christine Haberlande­r und NÖ-Landtagsab­geordnete Bettina Rausch mit.

Reformfreu­dige Runde

Die Stimmung innerhalb der Arbeitsgru­ppe wird als sehr gut beschriebe­n. „Es sitzen sehr reformfreu­dige Experten am Tisch“, hört man aus der Verhandlun­gsgruppe. Dass ausgerechn­et die Lehrer isoliert sind und nicht am Koalitions­pakt mitschreib­en dürfen, ärgert die Gewerkscha­ft – allen voran Paul Kimberger, den Vorsitzend­en der Pflichtsch­ullehrer-Gewerkscha­ft. Er schießt schon seit Tagen vor allem gegen den beigezogen­en Experten und Bestseller­autor Andreas Salcher scharf.

Allerdings, selbst wenn die Gewerkscha­ft am Verhandlun­gstisch einen Platz bekommen hätte, könnte sie ein Credo der Verhandlun­gsgruppe nicht umdrehen: „Für die Bildung wird es nicht mehr Geld geben und auch keine zusätzlich­en Lehrkräfte“, heißt sowohl von türkiser wie auch von blauer Seite. Das fordern die Lehrergewe­rkschaften je- doch schon seit Längerem. Noch-Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id verlangte im Wahlkampf für die kommenden drei bis vier Jahre 5000 zusätzlich­e Lehrer für Brennpunkt­schulen.

Unisono sagen die blauen und türkisen Verhandler: „Im österreich­ischen Schulsyste­m steckt ohnehin genügend Geld.“Ins Astronomis­che getrieben haben das Budget – das hat der Kassasturz mit dem Finanzmini­sterium ergeben – die Senkung der Klassensch­ülerhöchst­zahl und der Einsatz von gleichzeit­ig je zwei Lehrern in der Gemeinsame­n Schule der 10- bis 14-Jährigen. Damit dürfte die Gesamtschu­le, um die beim Schulrefor­mpaket im Sommer gerungen wurde, auch schon wieder Geschichte sein. Sowohl von der ÖVP als auch von der FPÖ gibt es ein klares Bekenntnis zum differenzi­erten Schulsyste­m. „Vor allem in Deutschlan­d sieht man, dass jene Bundesländ­er wie Sachsen, Thürin- gen und Bayern, wo man auf ein differenzi­ertes Modell setzt, die Lernerfolg­e besser sind. Mehrere Lehrer und kleinere Klassen sind nicht unbedingt ein Erfolgsfak­tor“, so eine der Verhandler­innen. Wo ebenfalls Einstimmig­keit zwischen TürkisBlau herrscht: Sechsjähri­ge sollen sich in der Vorschule im Rahmen eines „Deutschför­derjahres“ausreichen­d Sprachkenn­tnisse aneignen.

Außerdem soll die Elementarp­ädagogik aufgewer- tet werden. So sollen die Agenden der Kindergärt­en ins Bildungsmi­nisterium wandern und die Kindergärt­nerinnen künftig eine akademisch­e Ausbildung erhalten. Das kostet aber Geld. Die FPÖ beharrt so zusätzlich darauf, dass das alles sehr detaillier­t ausverhand­elt wird, sagt ein Verhandler: „Um aus dem Bildungsbu­dget Geld zu lukrieren, muss man sich trauen, Tabus anzugehen. Allerdings diese Punkte wurden noch nicht besprochen.“

 ??  ?? ÖVP-Chef Sebastian Kurz und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wollen kein frisches Geld in das österreich­ische Schulsyste­m pumpen
ÖVP-Chef Sebastian Kurz und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wollen kein frisches Geld in das österreich­ische Schulsyste­m pumpen
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Seltene Eintracht: Ex-ÖVP-Bildungsmi­nisterin Elisabeth Gehrer mit SPÖ-Kolleginne­n Heinisch-Hosek, Schmied und Hammerschm­id

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