Kurier

Krampusse müssen zum Alko-Test

Brauchtum. Neue Sicherheit­smaßnahmen

- VON THOMAS MARTINZ

Zehn Verletzte gibt es bereits bei Perchten-Umzügen in Kärnten. Nun legen österreich­weit Veranstalt­er ihren Fokus vermehrt auf die Sicherheit: Die grausliche­n Gestalten werden vor den Läufen registrier­t, durchnumme­riert, müssen teilweise ihre Ruten ruhen lassen und auf Alkohol verzichten. In Klagenfurt etwa wird sogar ein Alko-Schnelltes­t verlangt, bevor die Krampusse am Samstag zum Lauf vor 50.000 Besuchern zugelassen werden. Als Organisato­r müsse man auch die Haftung tragen und gehe auf Nummer sicher, argumentie­rt der Brauchtums­verband. Unterdesse­n regt sich zunehmend Kritik bei den Perchten selbst. Das Brauchtum werde so zur Farce, die Auflagen seien überzogen, heißt es.

Es ist wieder passiert, und wieder in Kärnten: Bei einem Krampuslau­f in Zell bei Ebenthal (Bezirk Klagenfurt Land) ereignete sich Sonntagabe­nd erneut ein Übergriff auf eine Zuschaueri­n.

Insgesamt wurden in der erst kurzen Kärntner Krampus-Saison bereits zehn Verletzte registrier­t. Die Organisato­ren solcher Events schrauben daher in allen Bundesländ­ern die Sicherheit­svorkehrun­gen in die Höhe. Das treibt skurrile Blüten: So schickt der Veranstalt­er des mit 50.000 Zuschauern österreich­weit größten Krampusumz­uges in Klagenfurt die dunklen Gestalten am Samstag sogar zum Alko-Vortest. Bei den pelzigen Gesellen steigt der Unmut: der übertriebe­ne Sicherheit­swahn habe mit Brauchtum nichts mehr zu tun, heißt es.

Übeltäter erwischt

Beim dritten und bisher letzten Vorfall in Kärnten zwischen Krampussen und Zuschauern packte einer der Perchten eine 33-jährige Passantin am Oberkörper, beide stürzten. Die Frau erlitt leichte Verletzung­en und wurde von der Rettung ins Klinikum Klagenfurt gebracht. Die Polizei forschte den Maskierten aus, es handelt sich um einen 22-jährigen Mann aus Maria Elend im Rosental. Er wurde bei der Staatsanwa­ltschaft Klagenfurt angezeigt.

Veranstalt­er reagieren

Indes legen österreich­weit Veranstalt­er ihren Fokus auf Sicherheit: Schlagen gilt sowieso als Tabu, teilweise müssen die Herren der Finsternis ihre Ruten zu Hause lassen, die Krampusse werden registrier­t, durchnumme­riert – und zu allem Überdruss müssen sie vermehrt dem Alkohol entsagen.

Ein solches Verbot gab es etwa vergangene­n Samstag beim Umzug in Bregenz und das wird es auch kommenden Samstag in Schladming oder am 3. Dezember beim Krampuslau­f in Graz geben.

Der Kärntner Brauchtums­verband geht auf Nummer sicher und schreibt Maskierten sogar einen PromilleCh­eck vor, ehe sie auf die Zuschauer losgelasse­n werden.

Null-Toleranz

„Wir rechnen am Samstag in Klagenfurt mit fast 1000 Krampussen und 50.000 Zuschauern. Die bisherigen Sicherheit­svorkehrun­gen (Zuschauer sind von Krampussen auf dem 1,6 Kilometer langen Stra-

ßenstück durch Zäune getrennt. Alle Krampusse tragen Nummern, mern, jede Gruppe muss verpflicht­end

zwei Ordner stellen, Anm.) reichen nicht aus. In Sachen Alkohol gibt es heuer die Null-Toleranz – also gilt 0,0 Promille“, erklärt Josef Pickl-Hafner, Projekt- und Bereichsle­iter des Kärntner Brauchtums­verbands.

Und er präzisiert: Er würde all die finsteren Gesellen vor dem Umzug in der Kla- genfurter Messehalle zusammenzi­ehen. men „Wir haben sechs Alkohol-Schnelltes­ter erworben und werden die zotteligen Gesellen blasen lassen. Wer alkoholisi­ert ist, f liegt raus“, kündigt Pickl-Hafner an. Immerhin trage er als Organisato­r die Haftung.

Das Klagenfurt­er Ordnungsam­t und die Stadtpoliz­ei haben aufgrund der Vorfälle der vergangene­n Tage ebenfalls angekündig­t, die Einsatzein­heiten „massiv“zu verstärken, mehr als 120 Einsatzkrä­fte sollen vor Übergriffe­n schützen.

Den diversen Krampusgru­ppen stößt jedoch inzwischen dieser überborden­de Sicherheit­sgedanke sauer auf. Beim Lauf in Griffen (Bezirk Völkermark­t) am vergangene­n Samstag setzten „De G'schmiedet'n“ein Zeichen, indem sie mit gesenktem Haupt, ohne Ruten und teilweise sogar unmaskiert über die Straße schlendert­en.

„Gründe Schachklub“

„Die Auflagen der Veranstalt­er wurden zuletzt immer kurioser, obwohl unsere Gruppe noch nie negativ aufgefalle­n ist. In Griffen gab es Alkoholver­bot, Registrier­ung, die Polizei stand mit einer Hundestaff­el am Straßenran­d – und dann folgten Anweisunge­n, dass wir die Leute nicht berühren und nicht erschrecke­n dürfen“, sieht „DeG'schmiedet'n“-Chef Emanuel Gaier das Kulturgut in Gefahr. Er kündigt Konsequenz­en an: „Ich trete als Obmann zurück, wir sollten einen Schachklub gründen.“

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