Putin wird auf 200 Milliarden Dollar geschätzt
Angeblich ist der Kreml-Chef amtsmüde, doch ein Nachfolger ist nicht in Sicht
Tritt er an, tritt er nicht an? Kommenden März finden in Russland Präsidentenwahlen statt. Und Medien spekulieren diesmal besonders intensiv darüber, ob Putin antritt oder ob er sich in den Ruhestand begibt. Der britische Independent berichtete, Putin sei amtsmüde, wolle sich einen langen Wahlkampf ersparen und habe zumindest im vergangenen Herbst sehr konkret ein Ausscheiden aus der Politik überlegt.
200 Milliarden Dollar
In einem solchen Fall wäre er mit einem Schlag der wohl weltweit reichste Pensionist: Putins Vermögen wird auf 200 Milliarden Dollar geschätzt, geparkt auf Konten und in Hedge Fonds in der Schweiz. Laut einem Dossier seines 2015 in Moskau ermordeten politischen Gegenspielers Boris Nemzow umfasst sein Besitz zudem 58 Flugzeuge und Helikopter, eine Uhren-Sammlung im Wert von 500.000 Dollar sowie rund 20 Anwesen und eine Jacht – ein Geschenk von Oligarch Roman Abramowitsch. Allesamt Vermögenswerte, die aus staatlichen Töpfen abgezweigt worden seien.
Putin selbst hat solchen Reichtum immer von sich gewiesen. Als „Nasenrammel“, den seine Gegner sich aus der Nase gezogen und auf Papier geschmiert hätten, hatte er diese Behauptungen bezeichnet. Tatsächlich sind diese Vermögenswerte nur über Umwege auf Putin zurückzuführen.
Vor allem aber steht auch in Frage, ob er sie bald wird nutzen können: Denn zwar, so berichtete der Independent, erwog Putin zumindest im Herbst 2016 ernsthaft einen Ausstieg aus der Politik, aber realistisch ist ein sicherer Rückzug des Kreml-Chefs keinesfalls.
Laut Independent waren 2016 drei Szenarien für Putins Abgang entworfen worden – von der Berufung eines neuen Stellvertreters und dessen Auf bau zum Präsidenten über die Einset- zung eines regierenden Kollegiums bis zu vorgezogenen Wahlen bereits im Dezember. Ob diese Pläne hinter den Kulissen der russischen Politik auf den Weg gebracht wurden, ist unbekannt. Im Herbst 2016 jedenfalls hatte man sich in Moskau auf einen Sieg Clintons bei den US-Präsidentenwahlen eingestellt – und damit auf eine härtere US-Politik gegenüber Moskau. Das ist nun nicht eingetreten. Ein Nachfolger wurde nicht aufgebaut – das wohl stärkste Indiz dafür, dass Putin 2018 um eine Kandidatur nicht herum kommt.
Die Lager um Putin (eher Liberale sowie Hardliner) sind tief zerstritten und können sich auf keinen gemein- samen Kandidaten einigen. Nach 14 Jahren an der Macht käme ein Rückzug Putins also dem Ende eines ganzen Systems gleich – mit unabsehbaren vor allem aber unkontrollierbaren Folgen.
Denn die Klammer, die die Machtpole in Moskau zusammenhält, ist eben Putin. Einen zweiten Putin könne es nicht geben, so Walery Solowei, Professor am Staatlichen Institut für Internationale Beziehungen in Moskau. „Wenn dieser Mann geht, geht auch das System.“Und geht das System, bedeute das eine politische Krise, die mit dem Ende der Sowjetunion verglichen wird – was niemand im und um den Kreml möchte.