Kurier

Ein Tänzchen mit dem serbischen Freund

Wiens FPÖ-Vize Johann Gudenus pflegt enge Kontakte zu nationalis­tischem Politiker

- VON PETER DRAXLER UND JOSEF GEBHARD

Ein hochgewach­sener Mann im Slim-Fit-Sakko und ein gedrungene­r Glatzkopf im schwarzen Einreiher stehen hinter einer langen Tafel und versuchen sich in tanzähnlic­hen Verrichtun­gen. Ein Video dieser skurril anmutenden Tanzeinlag­e macht aktuell im Internet die Runde.

Denn bei den beiden Männern handelt es sich um Johann Gudenus und Dragan Marković. Der eine FPÖVizebür­germeister der Stadt Wien. Der andere serbischer Unternehme­r und Politiker von zweifelhaf­tem Ruf. Dem Tänzchen vorangegan­gen war eine herzliche Begrüßung, Umarmung inklusive.

Als Bürgermeis­ter der 40.000-Einwohner Stadt Jagodina lädt der 57-Jährige jährlich die besten Studenten der Stadt zu einem Kurzurlaub nach Wien ein, zuletzt Ende Oktober. Highlight: ein Dinner mit Privatkonz­ert der Sängerin Ceca, der Witwe des serbischen Kriegsverb­rechers Željko „Arkan“Ražnatović. Im Rahmendies­es Abends wurde das Video aufgenomme­n.

In Serbien gilt Marković vielen als Kriegsprof­iteur. 1960 als Sohn eines kleinen Ziegelprod­uzenten in Konca- revo geboren, steht er heute mehreren Firmen vor und besitzt einen TV-Sender. 1995 wurde er zu Serbiens bestem Manager und Unternehme­r erklärt.

Wie Dragan Marković zu diesem Reichtum gekommen ist, liegt größtentei­ls im Dunkeln. 1993 gründete er zusammen mit Željko Ražnatović die „Partei der serbischen Einheit“. Ražnatović – KampfnameA­rkan – war zu diesem Zeitpunkt alles andere als ein Unbekannte­r: Er und seine Freiwillig­engarde waren während der Jugoslawie­nkriege gefürchtet. „Arkans Tiger“taten sich bei den ethnischen Säuberunge­n durch besondere Brutalität hervor. Unter anderem wird ihnen die Tötung von mehr als 100 Patienten des Krankenhau­ses von Vukovar und von mehr als 200 Zivilisten in Bijeljina zugerechne­t, Arkan wurde nach dem Krieg wegen Völkermord­s gesucht.

Nach Arkans Ermordung im Jahr 2000 blieb Marković mit dessen Witwe Ceca eng befreundet – sie saß 2003 wegen illegalen Waffenbesi­tzes vier Monate in U-Haft; 2011 wurde sie wegen Untreue zu einem Jahr Hausarrest verurteilt.

Homophobie

Bekannt ist Marković auch für seinen Hass auf Homosexuel- le. So erklärte er etwa, er garantiere, unter ihm als Bürgermeis­ter würden in Jagodina „keine Schwulen leben“. 2011 wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er Homosexual­ität als Krankheit bezeichnet hatte.

Die FPÖ ist aber nicht die einzige Partei, die mit Marković in Kontakt steht: 2010 empfing ihn SPÖ-Landtagspr­äsident Harry Kopietz beim ersten Besuch serbischer Studenten in Wien, und noch einmal 2015. Marković sei in seiner Funktion als Landtagspr­äsident von Jagodina empfangen worden, die Treffen seien „korrekt und nach Protokoll abgelaufen“, einer Gegeneinla­dung wurde aber nicht Folge geleistet, heißt es aus dem Büro von Kopietz.

Wegen der Regierungs­verhandlun­gen war Gudenus am Montag nicht erreichbar. „Marković war mit Arkan in einer Partei, ihm wurden aber nie Verbrechen vorgeworfe­n“, sagt Konstantin Dobrilović, im Büro Gudenus für Internatio­nales zuständig. Markovićs Meinung zu Homosexuel­len entspreche nicht jener der FPÖ. „Serbien ist wirtschaft­lich für Österreich bedeutend. Umso wichtiger sind gute Kontakte, die wir weiter pflegen werden.“

 ??  ?? Fragwürdig­er Gast: Dragan Marković beim Tanz mit dem Wiener FPÖVizebür­germeister Johann Gudenus (li.) und im Büro von SPÖLandtag­spräsident Harry Kopietz (rechts)
Fragwürdig­er Gast: Dragan Marković beim Tanz mit dem Wiener FPÖVizebür­germeister Johann Gudenus (li.) und im Büro von SPÖLandtag­spräsident Harry Kopietz (rechts)
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