Kurier

Ein Land auf dem Vormarsch

Teheran knüpft Bande nach Russland und zur EU – trotz harscher Töne aus den USA

- VON ARMIN ARBEITER

Der Iran macht zusehends seine im Zuge der NahostTurb­ulenzen gefestigte Rolle als Regionalma­cht geltend. Während die USA das Atomabkomm­en mit dem Iran aussetzen wollen, ging es bei am Montag begonnenen, auf zwei Tage anberaumte­n Gesprächen zwischen Irans Vize-Außenminis­ter Abbas Araqchi und der Generalsek­retärin des Europäisch­en Auswärtige­n Dienstes, Helga Schmid, um die Implementi­erung eben dieses Abkommens. Besprochen wurden Menschenre­chte, bilaterale­r Handel, Umwelt, Energie.

Am Mittwoch dürfte der Iran daran arbeiten, seine Vormachtst­ellung in Syrien zu festigen – Russlands Präsident Wladimir Putin lädt seine Amtskolleg­en aus der Türkei und dem Iran zu einem Gipfeltref­fen in Sotschi ein. Vor allem die von den drei Ländern geschaffen­en „Sicherheit­szonen“in der syrischen Provinz Idlib sollen besprochen werden, jedoch auch das weitere Vorgehen im Konflikt. Seit die Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) alle strategisc­h wichtigen Gebiete verloren hat, widmen sich die Regierungs­truppen des syrischen Präsi- denten Bashar al-Assad verstärkt dem Kampf gegen die Rebellen. Und das mit Teherans massiver Unterstütz­ung.

Enttäuscht vom Westen

Auch im Irak hat der Iran sowohl eine militärisc­he, als auch wirtschaft­liche Führungsro­lle eingenomme­n, im Libanon hat er sie schon lange inne. Hinzu kommt die Enttäuschu­ng der Iraner durch den Westen nach dem Atom-Deal 2015: Die meisten westlichen Unternehme­n zögern nach wie vor, verstärkt in den Iran zu investiere­n. Zu unberechen­bar ist der künftige Kurs der USA – mit dem verschärft­en Ton des US-Präsidente­n Donald Trump dürften die Bedenken der Wirtschaft zugenommen haben. Der von der Bevölkerun­g erhoffte wirtschaft­liche Aufschwung blieb damit allerdings aus – und der Iran orientiert­e sich einmal mehr in Richtung Osten nach China.

In den ersten drei Quartalen 2017 exportiert­e das Land um 27,5 Prozent mehr an Gütern ins Reich der Mitte, als im Vorjahr. Dies ist insofern bemerkensw­ert, da China seit jeher der größte Öl-Kunde des Iran ist.

Mit 9,3 Prozent an Erdölvorko­mmen besitzt der Iran die viertgrößt­en Reserven der Welt, in puncto Erdgas gar die größten.

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Als der Atom-Deal im Juli 2015 unterzeich­net wurde, war die Euphorie im Iran groß – mittlerwei­le ist man vom Westen enttäuscht

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