Kurier

Opposition zieht über Budgetvora­nschlag her

STADTPOLIT­IK VON INNEN

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Im Gemeindera­t legte Finanzstad­trätin Renate Brau

ner (SPÖ) am Montag den Budgetvora­nschlag für 2018 dar und versichert­e, dass die Stadt den Konsolidie­rungspfad „auf Punkt und Beistrich“einhalte. Zudem kündigt sie Widerstand gegen eine mögliche schwarzbla­ue Bundesregi­erung an.

Der Voranschla­g sieht Einnahmen von 13,363 Milliarden Euro und Ausgaben von 13,739 Milliarden Euro vor. Daraus ergibt sich eine geplante Neuverschu­ldung von 376 Millionen Euro. „Wiens Schulden sind moderat, verkraftba­r und deutlich unter dem Schnitt, sowohl in Österreich als auch internatio­nal“, verteidigt­e Brauner die Schuldenpo­litik der Stadt. Wien werde weiter investiere­n. Die wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen seien aber durch die weltweite Wirtschaft­skrise geprägt.

Die Stadt will die jährliche Neuverschu­ldung stufenweis­e reduzieren. Im Konsolidie­rungspfad ist für 2019 ein zusätzlich­es Minus von 188 Millionen Euro vorgesehen, ab 2020 will man keine neuen Schulden mehr machen.

Die Rathaus-Opposition übt heftige Kritik am Budgetvora­nschlag für 2018, der heute beschlosse­n werden soll. Dass nun der Weg Richtung Budgetkons­olidierung eingeschla­gen wird, bezweifeln FPÖ, ÖVP und Neos.

Als „gefährlich­e Drohung“bezeichnet Neos-Klubchefin Beate Meinl-Reisin

ger den Budgetvora­nschlag. Statt echten Reformen, Effizienzs­teigerunge­n oder Kosteneins­parungen gebe es ein erneutes Schuldenbu­dget: „Der Schuldenst­and wird erstmals bei sieben Milliarden Euro liegen. Damit haben sie sich ein Denkmal gesetzt“, richtet sie Brauner (SPÖ) aus.

Wiens ÖVP-Chef Gernot Blümel lässt das Argument, dass die Wirtschaft­skrise Budgetmaßn­ahmen nötig mache, nicht gelten. Brauner wolle dem Gemeindera­t weismachen, dass eine Neu- verschuldu­ng „gottgegebe­n“sei. Doch in anderen Großstädte­n würden Budgets konsolidie­rt, so Blümel – laut dem die Schulden der Stadt sogar rund zehn Milliarden Euro betragen würden, wenn die ausgelager­ten Gesellscha­ften berücksich­tigt würden.

Der nicht amtsführen­de FPÖ-Vizebürger­meister Johann Gudenus warf Brauner vor, mit ihrem angekündig­ten Widerstand gegen Schwarzbla­u die Bürger einer Gebietskör­perschaft gegen eine andere aufzuhetze­n. Die Bundesregi­erung habe „eigentlich nur Gutes im Sinn“: „Wien als Bollwerk darzustell­en gegen eine vernünftig­e Politik, das ist lächerlich.“Wien brauche – etwa angesichts der „verantwort­ungslosen Budgetpoli­tik“– einen Veränderun­g. Die FPÖ forderte genauso wie die ÖVP Neuwahlen in Wien.

Der grüne Klubchef David Ellensohn verweist auf „eine ganze Menge“Studien, in denen Wien gut dastehe. Dazu habe rot-grün beigetrage­n. „Wir schauen in Wien darauf, dass wir Armut bekämpfen, so gut es möglich ist“, beteuert er. Ellensohn verteidigt die Ausgaben der Stadt, etwa jene für Bildung und Kinderbetr­euung. Am Rande des Budgetgeme­inderates erklärte Bürgermeis­ter Michael Häupl (SPÖ), er sei dagegen, dass die Frage, wer ihm als Parteivors­itzender nachfolgt, vor dem Parteitag am 27. Jänner geklärt wird. Es sei sinnvoll, dass die Delegierte­n wählen könnten. Die Argumentat­ion, dies hätte vorher ausgeredet werden sollen, halte er für „völlig antiquiert“.

Häupls eigene Kür war 1993 noch vor dem Parteitag im Vorstand entschiede­n worden. Damals hatten sich allerdings drei Kandidaten beworben. Häupl will jedenfalls keine Präferenze­n für einen der beiden Interessen­ten – SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder und Stadtrat Michael Ludwig – verraten.

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