Nur der Fahrer hatte Schmauchspuren
Mordprozess. Tod vor der „Blanco Bar“: Gutachter und Zeugen entlasten den Angeklagten.
Unmittelbar nach der Tat sagte Shkelzen D. noch: „Ich habe die Scheiße gerade gemacht in der Jägerstraße“. Montagvormittag vor Gericht hört sich das anders an: „Ich dachte, ich habe es getan. Aber ich habe es nicht getan.“Am vergangenen Ostermontag soll der 27-Jährige den 26-jährigen Igor Z. vor der „Blanco Bar“in Wien-Brigittenau erschossen haben. Es sei ein Unfall gewesen, beteuerte der Geständige damals.
Es spricht jedoch einiges gegen die Schuld des Angeklagten. Vor allem die fehlenden Schmauchspuren. Solche wurden ausgerechnet an jenem Mann gefunden, der Shkelzen D. mit dem Auto zur Polizei brachte und dem Shkelzen D. nach der Tat die Waffe in die Hand gedrückt haben soll. Jener Mann, der telefonischen Kontakt zu Männern hatte, die in eine große Schutzgeld-Ermittlung involviert waren. „Ich war Opfer einer Schutzgeld- Erpressung und habe Anzeige erstattet“, sagt er.
Auch er wurde vom Richter geladen – allerdings als Zeuge. Als er Shkelzen D. bei der Polizei abgesetzt hatte, sagte er noch zu ihm: „Geh jetzt und sag das.“
Er war laut eigenen Angaben zufällig am Tatort vorbei gekommen. „Das ist ein Umweg, den Sie da gefahren sind“, wundert sich Richter Georg Olschak. „Ich fahre immer so. Ein Freund hat hier ein Lokal.“
Er kam gerade richtig. Der Streit war im Gang. Er blieb mit dem Auto stehen. „Weil ich den Angeklagten erkannt habe. Ich habe gesehen, wie er die Waffe in der Hand hielt und damit auf den anderen einschlagen wollte“, erklärt der Fahrer. Dabei habe sich der Schuss gelöst. Mit welcher Hand der Angeklagte zugeschlagen habe? „Mit der rechten“, sagt der Zeuge. Shkelzen D. ist aber Linkshänder.
Warum Shkelzen D. vor Gericht steht? „Weil er ein ehrlicher Lackl ist, der mittlerweile selbst an der Unfallversion zweifelt“, sagen seine Anwälte Philipp Wolm und Werner Tomanek. Fest steht: Es waren mehrere Männer in den Vorfall verwickelt, einige sollen danach in einen schwarzen SUV gestiegen sein.
Eine Zeugin, die rund 50 Meter entfernt saß, wundert sich, als sie den Angeklagten aus der Nähe sieht. Der Kosovare ist stattliche 1,97 Meter groß. „Er kommt mir zu groß vor. Die beiden Männer, waren in etwa gleich groß“, schildert sie vor Gericht. Der andere, das Opfer, maß 1,84 Meter. „Mir kam das vor wie eine Hinrichtung.“
Ihr Lebensgefährte hat unmittelbar nach der Tat Bilder mit seinem Handy gemacht. Zu erkennen ist das amBoden liegende Opfer und mehrere Männer rundherum. Diese Fotos sehen die Richter und die Anwälte zum ersten Mal. Im Akt waren sie nicht.
Im Gegensatz dazu finden sich darin Bilder von Shkelzen D.’s Handy. Darauf posiert er mit einer Langwaffe und einer Pistole. Ein anderes zeigt einen dreijährigen Buben mit Pumpgun. Er, der Papa, steht stolz dahinter.
Der Prozess wird heute fortgesetzt.
„Ich dachte, ich habe es getan. Aber ich habe es nicht getan.“ Shkelzen D. Angeklagter