Kurier

Polizei fahndet nach „Sittenwäch­tern“

Übergriff am Badesee. Oben-ohne-Badende mit Vergewalti­gung bedroht. Videomitsc­hnitt 800.000-mal gesehen

- VON PATRICK WAMMERL

Der beängstige­nde Videomitsc­hnitt wurde mehr als 815.000-mal auf Facebook angesehen: Eine Gruppe selbst ernannter islamische­r Sittenwäch­ter hat im vergangene­n Juni an einem idyllische­n Badesee in Kaltenleut­geben im Bezirk Mödling (NÖ) eine oben-ohne badende Frau umringt und mit Vergewalti­gung bedroht, falls sie nicht sofort ein T-Shirt anziehen würde. Den Begleiter der Frau versuchten die Männer von einem Felsen zu stoßen.

Nachdem Ermittler von einer religiös motivierte­n Tat von womöglich radikalen Islamisten ausgehen, hat das nö. Landesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (LVT NÖ) den Fall übernommen. Auf Weisung der zuständige­n Staatsanwa­ltschaft Wiener Neustadt werteten Datenforen­siker der Polizei die Videomitsc­hnitte aus.

Fahndungsb­ilder

Da man die Identität der Verdächtig­en bisher nicht klären konnte, wurden deren Fotos am Montag veröffentl­icht. „Es steht derzeit der Verdacht im Raum, dass die Männer als ’Sittenwäch­ter’ agieren“, erklärt der Leiter des nö. Verfassung­sschutzes, Roland Scherscher.

Der Wiener Berufsfoto­graf Thomas Busek erinnert sich nur ungern an den Fronleichn­amstag im Juni zurück. Er genoss zusammen mit einer Freundin den heißen Tag am See, als sie plötzlich von vier bärtigen Männern umzingelt und schon bald in gebrochene­m Deutsch beschimpft wurden. Weil es den Männern nicht gefiel, dass die Frau oben ohne am Ufer lag, nötigten sie sie, ein Oberteil anzuziehen. Aus Angst tat das Opfer, was die Clique verlangte.

Es entwickelt­e sich ein heftiger Wortwechse­l, in dem die Männer mit Vergewalti­gung drohten und das Paar beschimpft­en. Einer der Täter trat nach Busek, um ihn über den Felsen in den See zu befördern. Der Fotograf konnte ausweichen, verbal bot er den Männern Paroli. Ob er es heute genau so machen würde? „Ja. Und außerdem würde ich einen großen Pfefferspr­ay einstecken“, sagt Busek.

Ermittelt wird wegen schwerer Nötigung. Die Polizei bittet um Hinweise unter dem Stichwort „Kaltenleut­geben“an das Landesamt für Verfassung­sschutz: LPDN-LVT@polizei.gv.at oder via 059133/308333.

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Wer erkennt diese vier Männer? Ein auffällige­s Merkmal sind ihre Bärte. Sie sprachen nur gebrochen Deutsch. Die Polizei ersucht um Hinweise

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