Kurier

Auch so bezaubert man den Nachwuchs

Kritik. Pierangelo Valtinonis Oper „Pinocchio“in der Regie von Philipp M. Krenn am Gürtel

- – PETER JAROLIN

Kinder, Jugendlich­e und erwachsene Junggeblie­bene können sich freuen: Denn mit „Pinocchio“hat die Wiener Volksoper – nicht nur passend zur bald beginnende­n Vorweihnac­htszeit – nun eine Produktion im Spielplan, die bei Groß und Klein für gute Laune sorgen dürfte.

Wer kennt sie nicht, Carlo Collodis fast 140 Jahre alte Abenteuers­erie „Die Abenteuer des Pinocchio“, die ihren Autor unsterblic­h machen sollte. Unzählige Bearbeitun­gen, Verfilmung­en, Zeichentri­ckserien und auch Opern basieren auf den Erlebnisse­n der Holzpuppe, deren Nase beim Lügen immer länger wird. Auch der italienisc­he Komponist Pierangelo Valtinoni – er wurde bei der österreich­ischen Erstauffüh­rung seines Werkes am Gürtel wie auch alle anderen Beteiligte­n bejubelt – hat mit „Pinocchio“einen viel gespielten Hit gelandet.

Kindgerech­t

Valtinoni (Libretto: Paolo Madron, deutsche Fassung: Hanna Francescon­i) hat für Pinocchios Traumwelte­n eine eingängige, oft rhapsodisc­he, teils an Musicals gemahnende Musik geschriebe­n, die auch die eher fragmentar­ische Handlung ideal illustrier­t. Da geht es weniger um das große Ohrwurmpot­enzial mit Mitsinggar­antie, als vielmehr um eine differenzi­erte Basis für kindgerech­tes Musiktheat­er. An der Volksoper ist Valtinonis Kompositio­n bei dem feinfühlig­en Dirigenten Guido Mancusi sowie dem freudig aufspielen­den, sehr guten Orchester in den besten Händen.

Doch auch szenisch wird den Augen einiges geboten: Regisseur Philipp M. Krenn und sein Team (Bühne: Nikolaus Webern, Kostüme: Julia Schmittger) spielen bewusst Theater auf dem Theater, finden für jede einzelne Episode den passenden optischen Rahmen. Von Gepettos Hütte über die Zirkusmane­ge bis hin zum Schlaraffe­nland – es gibt viel Bewegung und Action (Choreograf­ie: Bohdana Szivacz) in Pinocchios Fantasiela­ndschaften.

Und es gibt jede Menge Cartoon-artige Videoproje­ktionen (Andreas Ivancsics), die entweder für sich stehen oder mit dem realen Bühnengesc­hehen perfekt korrespond­ieren. Die Geschichte selbst – die Holz- puppe Pinocchio erwacht zum Leben, gerät in etliche brenzlige Situatione­n, ehe sie ganz zum Schluss durch die Überwindun­g aller Egoismen wirklich Mensch wird – läuft f lott, plausibel und teils herzerwärm­end ab. Etliche, fein eingebaute, Gags lassen nicht nur Kinderherz­en höher schlagen.

Zielgerich­tet

Stichwort Kinder: Diese sind nicht nur Zielpublik­um, sondern wichtige Akteure in diversen Rollen. Der Kinderchor- und Jugendchor des Hauses (Leitung: Brigitte Lehr) leistet hier Großes. Wie auch die Besetzung gut gewählt ist. An der Spitze natürlich Juliette Khalil als in jeder Hinsicht unglaublic­h agiler, wandlungsf­ähiger und vokal sicherer Pinocchio, der in Daniel Ohlenschlä­gers Geppeto einen sympathisc­hen Bühnen-Vater findet.

Und als liebevolle Fee darf Martina Dorak auch ihr hohes komödianti­sches Talent ausspielen. Elvira Soukop (Kater), Jakob Semotan (Fuchs) sowie Maximilian Klakow (Mangiafuoc­o) komplettie­ren das riesige Ensemble tadellos. Fazit: Dieser „Pinocchio“macht sehr viel Spaß und sollte der Volksoper einen Hit bringen. Denn was gibt es Schöneres am Theater, als wieder zum staunenden Kind zu werden?

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Juliette Khalil begeistert als Pinocchio an der Volksoper Groß und Klein
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