Kurier

ÖVP: Streit ums Geld bremst Kassen-Fusion

Profitable Kassen wollen defizitäre Träger nicht über Gebühr mitfinanzi­eren

- – MICHAEL BACHNER

Wieder einmal liegt es an Vorarlberg­s Landeshaup­tmann Markus Wallner (ÖVP) Unmut zu artikulier­en, den zwar auch andere Bundesländ­er teilen, aber mit Rücksicht auf die laufenden Koalitions­verhandlun­gen in Wien derzeit nicht laut ausspreche­n. Es geht um die von ÖVP und FPÖ geplante Reduktion der 21 Sozialvers­icherungst­räger in den drei Sparten Pensions-, Unfall- und Krankenver­sicherung.

Wallner will verhindern, dass die neun Gebietskra­nkenkassen aufgelöst und in einer zentralen Bundesstru­ktur verschmolz­en werden.

Der ÖVP-Landeschef will konkret die Finanzieru­ngs- Hoheit im Land lassen und nicht über den Umweg einer Kassenfusi­on defizitäre Kassen – wie Wien und Oberösterr­eich – stärker als bisher mitfinanzi­eren. „In die Tasche greifen lassen wir uns sicher nicht“, sagt Wallner.

Heuer macht die Gebietskra­nkenkasse Vorarlberg (VGKK) ein Minus von 3,3 Millionen Euro ( siehe Gra

fik). Dies vor allem deshalb, weil über einen Ausgleichs­topf schon jetzt stärkere Kassen finanziell unter Druck befindlich­e Kassen mitfinanzi­eren. Wallner sagt dazu: „Alles, was das verstärkt ist keine taugliche Lösung.“Auch VGKK-Obmann Manfred Brunner äußert sich sehr kritisch: Ein „zentraler Sozialvers­icherungsm­oloch“kommt seiner Ansicht nach keinesfall­s billiger.

Mehr Harmonie

Dass die heutige Struktur der 21 Sozialvers­icherungst­räger jedoch langfristi­g beibehalte­n wird, ein Modell das im Wahlkampf von der SPÖ favorisier­t wurde, kann fast ausgeschlo­ssen werden. ÖVP-Chef Sebastian Kurz bezeichnet­e dies als „denkbar unlogischs­te Variante“.

Sehr wohl denkbar ist aber, dass vorher diverse andere Reformschr­itte gesetzt werden, bevor es tatsächlic­h zu einer Zusammenle­gung der einzelnen Träger kommt. Davon geht zumindest Hauptverba­ndschef Alexander Biach aus. Er prophezeit, dass eine Kassen-Fusion sicher nicht der erste Reformschr­itt der künftigen Koalitions­regierung sein werde.

Denn: Derzeit läuft bereits eine Leistungsh­armonisier­ung. Dann soll es zu einer österreich­weiten Harmonisie­rung der SV-Beiträge kommen. Parallel dazu laufen Aufgabenbü­ndelungen im Verwaltung­sund IT-Bereich mit dem Ziel, weitere Kosteneins­parungen zu erzielen. Außerdem wollen Länder und Sozialvers­icherung durch gemeinsame Einkaufsak­tivitäten (z. B. im Spitalsber­eich) sparen.

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