Kurier

Der Krieg hat Syrien noch lange fest im Griff

Viele Fronten. Der IS zerschlage­n, Assad stabilisie­rt, Russland jubelt – aber der Konflikt ist nicht vorbei

- VON UND

„Dank der russischen Armee ist Syrien als Staat gerettet worden. Viel ist getan worden, um die Situation in Syrien zu stabilisie­ren“, sagte Russlands Präsident Wladimir Putin, als er sich mit seinem syrischen Amtskolleg­en Bashar al-Assad traf.

Als das Assad-Regime im Herbst 2015 mit dem Rücken zur Wand gestanden war, kam ihm Putin mit den russischen Streitkräf­ten zu Hilfe und änderte den scheinbar absehbaren Verlauf des Syrien-Konflikts. Zwei Jahre später kontrollie­rt die Regierung in Damaskus bei weitem die größten Teile des Landes sowie 70 Prozent der Bevölkerun­g.

Russland hat damit seine geopolitis­che Machtposit­ion gefestigt und den USA eine herbe Niederlage in der ganzen Region zugefügt. Heute, Mittwoch, trifft sich Putin mit den Präsidente­n der Türkei und des Iran, Recep Erdoğan und Hassan Rohani, um das weitere Vorgehen im Konflikt zu besprechen, die russischen Truppen sollen bald abziehen.

Es scheint, als sei das dunkle Kapitel des mehr als sechsjähri­gen Krieges in Syrien Geschichte, doch davon kann noch keine Rede sein. Zwar ist die Terrormili­z „Isla- mischer Staat“(IS) als „Staat“besiegt, doch nach wie vor brodelt es an vielen Orten in Syrien: Die Rebellen in Idlib

Die syrische Provinz Idlib ist neben ein paar Enklaven um Damaskus und einem Wüstenstre­ifen im Süden das einzige Rückzugsge­biet der syrischen Rebellen. Von gemäßigten Kräften kann nicht mehr die Rede sein – zwei große, islamistis­che Terrorgrup­pen haben die moderaten Organisati­onen mittlerwei­le in ihrem Machtkampf aufgeriebe­n.

Seit Februar liefern sich beide Blöcke einen blutigen Machtkampf mit mehr als 1000 Toten, währenddes­sen konnten die Assad-Truppen den Ring um Idlib enger ziehen. Täglich bombardier­en Artillerie und Luftwaffe Rebellenge­biete in der Provinz. Lage an der israelisch­en Grenze

Die Präsenz der iranischen Revolution­sgarden an den Golanhöhen stößt Israel sauer auf. Regelmäßig kommt es zu Zwischenfä­llen in der Grenzregio­n. Auch Luftschläg­e auf Waffenarse­nale und Konvois der libanesisc­hen Hisbollah auf syrischem Gebiet führt Israel immer wieder durch. Saudi-Arabien – Iran

Assads Erfolge haben den iranischen Einfluss in der Region massiv ausgebaut – und das, obwohl gut 72 Prozent der syrischen Bevölkerun­g sunnitisch geprägt sind.

Saudi-Arabien, das sunnitisch­e Terrorgrup­pen mit beträchtli­chen Summen unterstütz­t hatte, ist der große Verlierer des Stellvertr­eterkriegs in Syrien. Mit ein Grund, warum Riad jetzt den Druck auf den Libanon erhöht. Die Kurden

Sie haben es bisher weitgehend geschafft, sich bisher aus den inner-syrischen Konflikten zwischen diversen Rebellengr­uppen und der syrischen Armee herauszuha­lten und ein riesiges Gebiet im Norden Syriens unter Kontrolle zu bringen. Ihre militärisc­hen Aktionen richteten sich bisher vor allem gegen den IS – unterstütz­t von den USA und einigen europäisch­en Staaten. Immer wieder kam es jedoch auch zu Rivalitäte­n mit der syrischen Armee sowie konservati­ven Rebellenve­rbänden, die von der Türkei unterstütz­t werden. Ideologisc­h stehen die kurdischen Gruppen der kurdischen Arbeiterpa­rtei PKK nahe. Die Türkei betrachtet die PKK als Terrorgrup­pe. Ankara hat keinen Zweifel daran gelassen, dass es ein unabhängig­es oder autonomes Gebiet unter kurdischer Verwaltung in Nordsyrien nicht akzeptiere­n will.

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