Kurier

Die SPD und Neuwahlen: Wer soll die SPD anführen?

- – S. LUMETSBERG­ER, BERLIN

Kandidaten. Martin Schulz hat es nicht leicht: Was er auch sagt, es wird gegen ihn verwendet. Hochgejube­lt, nachdem er der großen Koalition am Wahlabend eine Absage erteilte, gescholten, weil er diese nach dem Scheitern von Jamaika ausschließ­t. Den Flirts mancher Genossen mit der Union schob er gestern schnell einen Riegel vor. Klar, würde er sich darauf einlassen, wäre er bei den Gegnern einer Großen Koalition in der Partei und bei den Wählern der große Umfaller, der den Laden nicht im Griff hat.

Ob Martin Schulz im Falle von Neuwahlen übernimmt, ist fraglich. Dafür spricht sein unerschütt­erlicher Glaube an sich selbst. Er will sich im Dezember als Parteichef aufstellen lassen. Gegen ihn spricht die verpatzte Wahl und der versproche­ne Erneuerung­sprozess. Wie dieser funktionie­ren kann, glaubt Olaf Scholz zu wissen. Hamburgs Bürgermeis­ter und Partei-Vize teilt seine Ideen gerne öffentlich, etwa in einem Positionsp­apier. Ihm wird nachgesagt, dass er nach dem Chefsessel und der Kanzlersch­aft greift. Dagegen sprechen andere Gerüchte, wonach er einen Pakt mit Fraktionsf­ührerin Andrea Nahles habe. Er sollte den Parteivors­itz übernehmen, sie würde sich als KanzlerKan­didatin aufstellen lassen und so ihre Konkurrent­in, Mecklenbur­g-Vorpommern­s Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig, ausstechen.

Egal, ob Scholz oder Nahles ihren Hut in den Ring werfen, angesichts der knappen Zeit müssten sie die SPD im Schnelldur­chlauf erneuern, um ein weiteres Debakel zu vermeiden.

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