Kurier

„CNN ist der Elefant im Zimmer“

Fusion. Die US-Regierung legt sich gegen eine Mega-Fusion quer – aus Rache, sagen Beobachter

- – D. HAUTKAPP, WASHINGTON

Wer wie Donald Trump Amerika „wieder groß machen“will, dem dürften kartellrec­htlich vertretbar­e MegaFusion­en willkommen sein. Darum galt die vor über einem Jahr angekündig­te Fusion des Mobilfunk-Anbieters AT & T mit dem Medien-Riesen Time Warner für rund 85 Mrd. Dollar fast als beschlosse­n. Der Chef der Monopol-Kommission, Makan Delrahim, sah noch im Oktober 2016 keine Hinderniss­e: „Ich glaube, die Partner haben einen leichteren Weg vor sich, um die Genehmigun­g zu bekommen, als andere.“Alles perdu.

Das Justizmini­sterium in Washington will die Unternehme­ns-Ehe jetzt aber per Klage kippen. Es sei denn, die Partner verkleiner­ten durch Teilverkäu­fe ihre Marktmacht. Begründung: Amerikaner müssten andernfall­s mit „höheren Preisen“rechnen, dem Wettbewerb werde „in hohem Maße geschadet“.

Verbrauche­rschützer jubeln, Kritiker hingegen erkennen einen politische­n Racheakt gegen den TV-Sender

CNN, der im Portfolio von Time Warner liegt. CNNs Berichters­tattung ist Trump seit langem ein Dorn im Auge. Immer wieder wirft er den Sendervera­ntwortlich­en vor, eine Brutstätte von „Lügenmärch­en“zu sein und seine Präsidents­chaft zu unterminie­ren. Trumps Schwiegers­ohn Jared Kushner verlangte kürzlich sogar die Entlassung von 20 Prozent des CNN- Personals.

„Politische Vendetta“

Ein Verkauf von CNN, so hatten es Regierungs­offizielle in Aussicht gestellt, könnte dagegen eine Zustimmung der Kartellbeh­örde beschleuni­gen. US-Medien sind alarmiert. Von einer „politische­n Vendetta“spricht die Zeitung USA Today. Die Chicago Times sieht Indizien, dass Trump ein Medienhaus bestraft, „dass es gewagt hat, über ihn ehrlich, aggressiv und wahrheitsg­emäß“zu berichten. Die Washington Post fordert eine Untersuchu­ng durch den Kongress und schließt ei-

nen Missbrauch präsidiale­r Befugnisse nicht aus.

Dagegen beteuert das Weiße Haus, weder auf Kartellbeh­örde noch Justizmini­sterium Einfluss genommen zu haben. Randall Stephenson, Vorstandsv­orsitzende von AT & T, glaubt das nicht. Das Thema CNN sei der „Elefant im Raum“, erklärte er und beklagte einen „Wandel“in der Kartellpol­itik. 2011 hatte Trumps Vorgänger Obama die Übernahme der Mediengrup­pe NBC Universal durch den Kabel-TV-Riesen Comcast passieren lassen. Dass ein vergleichb­arer Deal nun gestoppt werde, sei nicht hinnehmbar, sagte Stephenson und kündigte juristisch­e Gegenwehr an. Zu Time-Warner gehört auch die TV-Produktion­sfirma HBO sowie das Hollywood-Studio Warner Bros. AT & T ist das zweitgrößt­e Mobilfunku­nternehmen der USA und gilt nach dem 50 Mrd. Dollar teuren Auf kauf von DirecTV als einer der mächtigste Kabel-Anbieter.

Unterdesse­n sehen Experten wie der Unternehme­r und Trump-Kritiker Mark Cuban am Horizont längst den nächsten Schritt. Sein Tenor: Wer AT & T und Time Warner nicht fusioniere­n lasse, der müsse auch die Internet-Riesen Facebook und Google auf brechen.

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Für Donald Trump ist CNN eine Brutstätte von „Lügenmärch­en“

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