Kurier

Mahrer will Klassenkam­pf wieder zurückdrän­gen

- – MARTINA SALOMON

Sozialpart­ner. Wie laufen eigentlich die Koalitions­verhandlun­gen zum Thema Wirtschaft? (Noch-)Wirtschaft­sminister Harald Mahrer gewährte als Gastredner Montagaben­d bei der Vollversam­mlung der Wiener Industriel­lenvereini­gung einen Einblick: Der Ausbau der digitalen Infrastruk­tur müsse noch schneller gehen, der neue Mobilfunks­tandard 5G rasch ausgerollt werden. Wobei man die jetzt geltenden Ausschreib­ungen und Förderunge­n „überdenken“und neu organisier­en müsse.

Die „überborden­de Bürokratie“müsse reduziert werden. Mahrer nannte das Beispiel Lift-Einbau: Nicht mehr das Unternehme­n, sondern der Dienstleis­ter, also das Lift-Unternehme­n, sollte für die Dokumentat­ionspflich­t zuständig sein – und zwar digital, für alle einsehbar.

Bei der Digitalisi­erung der Verwaltung sei Österreich einmal Vorreiter gewesen, da müsse man wieder hin – und auch innovative Ideen in der Beamtensch­aft fördern. Es müsse mehr Rechtssich­erheit für Firmen geben – und eine insgesamt serviceori­entiertere Verwaltung.

Was die Wissenscha­ft betreffe, solle sich Wien wieder mit den Top-Forschungs­standorten der Welt messen können. Die Stadt profitiere davon, dass erstklassi­ge Forscher speziell aus Ost- und Mitteleuro­pa nach Wien drängen. Auf die Frage, wie weit schon Einigkeit mit den Freiheitli­chen erzielt worden sei und wie es um die Atmosphäre stehe, gab sich Mahrer zugeknöpft: Absolutes Stillschwe­igen sei vereinbart.

Re-Verstaatli­chung?

Gesprächig­er zeigte er sich zu seiner künftigen Rolle. Der Minister ist ja designiert­er Chef des Wirtschaft­sbundes und voraussich­tlich auch nächster Wirtschaft­skammerbos­s und verteidigt­e das Kammersyst­em samt Pflichtmit­gliedschaf­t. Die Selbstverw­altung sei eine großartige Idee gewesen, für die man einst gekämpft habe. Wer sie abschaffen wolle, spreche einer riesigen Re-Verstaatli­chung das Wort. Er habe es sich zum Ziel gesetzt, die Sozialpart­nerschaft wieder mit Leben zu erfüllen und die Klassenkam­pftöne aus der jüngeren Vergangenh­eit zurückzudr­ängen.

Der Wiener IV-Präsident und Boss von Siemens Österreich, Wolfgang Hesoun, wünschte sich von der nächsten Regierung „einen klaren Fokus auf Forschung und Entwicklun­g, Produktion und Wertschöpf­ung“. Es bedürfe einer nationalen Anstrengun­g in Richtung technologi­eorientier­ter Investitio­nen, dazu zähle auch die Stärkung naturwisse­nschaftlic­h-technische­r Unterricht­sinhalte. Plus: Arbeitszei­tf lexibilisi­erung und Senkung der Lohn- und Abgabenquo­te.

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