Die Schatten der Vergangenheit Missbrauchsvorwürfe.
In den 1970ern herrschten üble Sitten, denen die Ski-Damen oft hilflos ausgeliefert waren
Anna
Annemarie Pröll hatte just im Olympiawinter 1976 pausiert, ehe sie danach wieder allen um die Ohren fuhr. Sie hätte manch Rennen wohl selbst auf Holzscheitern gewonnen. Sie war auch mental stärker als andere, vor allem als Nicola, die sich als einzige Gymnasiastin wie eine Außenseiterin vorkam. Deshalb überrascht es nicht, dass Annemarie Moser-Pröll in vus TV zu den Missbrauchsvorwürfen sagt: „Ich hätte mich zu wehren gewusst.“
Es war eine raue Zeit, in der sich Trainer und Serviceleute zuweilen angeblich nicht nur an den Skiern vergriffen haben. Und wollten sich sensible Mädels während wochenlanger Tourneen daheim telefonisch ausweinen, dann mussten oft am Postamt erst Ferngespräche angemeldet werden. Als Jung-Reporter stand man zuweilen auch auf der Leitung, wenn die Läuferin A schluch- nicht Präsident des ÖSV.
Mittlerweile geht’s im Skizirkus ungleich nüchterner (= professioneller) zu.
Mittlerweile sitzen die Renndamen nachmittags nicht mehr in einer Cafeteria, sondern auf dem Fahrradergometer. So wie die Shiffrin stalter mehr Prämien aus als an Marcel Hirscher. Nicht geändert hat sich, ... dass das Betreuerpersonal im Damen-Zirkus zu 90 Prozent aus Männern besteht;
... dass, wie Nicola SpießWerdenigg zurecht anprangert, vorm Fernseher die Skidamen mit abfälligen Macho- Sprüchen immer noch mehr nach ihrem Aussehen als nach ihren Leistungen beurteilt werden;
... und dass es speziell zu Weltcup-Beginn und zum Weltcup-Finale, wenn Damen und Herren zur selben Zeit am selben Ort wohnen, zu „Pantscherln“(O-Ton ÖSV-Präsident Schröcksnadel) kommt, die freilich oft vor dem Traualtar enden.
Glücklich
Angefangen von Olympiasiegerin Hanni Wenzel und ExWeltmeister Harti Weirather – Beispiele für prominente Ski-Ehen, die seit Jahrzehnten quer durch alle Nationen halten, gibt es genug.
wolfgang.winheim@kurier.at