Kurier

„Die Röhre durch Nationalpa­rk ist No-Go“

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Wie soll die Partei künftig mit strittigen Fragen umgehen?

Wir brauchen eine Art Frühwarnsy­stem, um strittige Themen zu identifizi­eren. Die Abgeordnet­en sind zum Beispiel in der Verantwort­ung, potenziell­e Konfliktli­nien zu erkennen. Die müssen dann rechtzeiti­g einer breiten Basis vorgestell­t werden. Das passiert eh laufend, aber wir müssen noch besser werden. Der Leitantrag stellt den aktuellen Modus der Listenerst­ellung in Frage. Welche konkreten Änderungen braucht es?

Wir sind derzeit mehr eine Funktionär­s- als eine Basisdemok­ratie. Ich kann mir zum Beispiel ein System mit Vorwahlen wie bei den deutschen Grünen vorstellen. Wir müssen breiter werden, damit intern ein Wettbewerb der Konzepte stattfinde­t und dieser mehr zählt, als parteiinte­rnes Klinkenput­zen. Eine weitere Forderung ist eine programmat­ische Klärung. Welche Themen sehen Sie für die nähere Zukunft prioritär? Vertreter von Schwarz-Blau haben es geschafft, Menschen unter anderem mit dem Verspreche­n „Arbeit muss sich lohnen“zu blenden. Zur Zeit höre ich aber nicht, dass Löhne steigen, sondern dass Sozialleis­tungen gekürzt werden sollen. Mein Ansatz wäre: Steuern auf Arbeit runter. Dann bekommen die Arbeitende­n mehr Lohn und die Differenz ist eine andere. Solange wir es uns leisten, dass jährlich zwölf Milliarden Euro per Steuerfluc­ht aus dem Land geschafft werden, kann der finanziell­e Druck nicht so groß sein. In welchen Punkten wollen sich die Grünen künftig stärker von der SPÖ abgrenzen als bisher? Wir müssen rote Linien definieren. Das haben wir etwa bei der Mindestsic­herung ge- macht, denn die SPÖ wollte eine Wartefrist . Wer hat sich durchgeset­zt? Die Grünen. So muss das auch bei anderen Punkten gelingen. Unterschie­dliche Meinungen kann man gewinnbrin­gend ausdiskuti­eren. Wahrschein­lich ist es nicht gewinnbrin­gend, über jeden Meter Radweg in der Zeitung zu streiten. Die Grenzen diskutiere ich lieber in wesentlich­en Zukunftsfr­agen, wie Umweltschu­tz und sozialer Gerechtigk­eit, aus. In welchen Fragen konkret?

Da gehört natürlich der Lobautunne­l dazu. Man muss sich allein nur anschauen, was dieses Projekt kostet und welche Auswirkung­en es auf den CO2-Ausstoß oder den Grundwasse­rspiegel hat. Wir brauchen nicht Klimawande­l rufen und dann eine Verkehrspo­litik aus dem vorigen Jahrhunder­t zulassen. Die Röhre durch den Nationalpa­rk ist ein No-Go. Wie stehen angesichts der personelle­n Umwälzunge­n an der SPÖ-Spitze die Chancen, dass die Koalition bis 2020 hält?

Die SPÖ ist im internen Wahlkampf, den ich nicht kommentier­e. Wir messen den Nachfolger an Taten. Wie groß wird der finanziell­e Beitrag der Wiener Landesorga­nisation zur Sanierung der Bundespart­ei ausfallen?

Wir verhandeln. Aber nicht via Medien. Die Lehre ist, künftig sorgsamer mit Wahlkampf-Budgets umzugehen und mit einem schlankere­n Etat auszukomme­n. Ihnen werden Ambitionen nachgesagt, Vassilakou beerben zu wollen. Eine berechtigt­e Vermutung?

Ich bin mit Leib, Seele und Herz Landesspre­cher. Ich möchte mich jetzt voll auf unsere vielen Herausford­erungen konzentrie­ren. Was irgendwann kommen mag, steht in den Sternen.

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