Bonds Fantasie auf die Straße gebracht
Aston Martin. Alles über den neuen Vantage, der die Generationen-Ablöse bei den Briten fortsetzt
Eigentlich hat er schon eine Filmkarriere hinter sich gebracht, obwohl er erst zu Beginn des kommenden Jahres auf die Straße kommen wird.
Der neue Vantage von Aston Martin diente nämlich als Vorlage für jenen DB10, mit dem nur James Bond im Film fahren durfte. Als Bond-Regisseur Sam Mendes im Design-Center von Aston Martin zu Gast war, um den passenden Dienstwagen für 007 in Spectre auszusuchen, blieb er am Bildschirm eines jungen Designers hängen, der gerade an Entwürfen für den neuen Einsteiger-Aston arbeitete. Für den Hollywood-Profi war sofort klar, dass das nächste Bond-Auto so aussehen musste.
Also adaptierten die Briten die Designstudie soweit, dass sie auf das Chassis eines DB9 passte und kreierten damit den DB10 als das erste Aston-MartinModell, das nur James Bond fahren durfte.
Soviel zur Vorgeschichte des komplett neu entwickelten Vantage, um keine „Wo hab ich den schon gesehen“-Grüblereien aufkommen zu lassen. Dass die Front-Ansicht weniger Filmaffine Autospezialisten mit gutem Langzeitgedächtnis auch an den Mazda MX-6 seligen Angedenkens erinnern mag, steht auf einem anderen Blatt.
Beabsichtigt war das klarerweise nicht, wie Aston-MartinChef Andy Palmer glaubwürdig versichert, während er dem Motor-KURIER das neue Schmuckstück im Aston-Martin-Designcenter in Gaydon erklärt. Die schmalen Scheinwerfer an der breiten, optisch nach unten gezogenen Front sollten vielmehr Sportlichkeit und Angriffslust dokumentieren. Palmer: „Der Vantage ist im Gegensatz zum zurückgelehnt-souveränen DB11 der Jäger, der auf der Straße die Witterung der Spur seiner Beute aufgenommen hat.“
Mit Enten-Bürzel
So sehr das neue Gesicht mit dem markanten Lufteinlass zunächst polarisieren mag, die Seitenlinie lässt keinen Zweifel daran, dass es sich hier um einen Vantage handelt. Und auf dem Heck mit der markanten, geschwungenen Lichtlinie steht jetzt wie beim DB11 klar und deutlich drauf, dass es sich hier um einen Aston Martin handelt – obwohl es nicht nur wegen des deutlich aufgebogenen Heckspoilers (intern „Enten-Bürzel“genannt) durchaus verwechslungssicher gestaltet wurde.
Neben der neuen Optik hat man aber auch wesentliche Verbesserungen im Kapitel Nutzbarkeit zu bieten. So ist nicht nur der Kofferraum um 50 l auf 350 l gewachsen, der längere Radstand ermöglicht auch viel mehr Platz im Cockpit. Beim ersten Probesitzen beeindruckte die enorme Längsverstellung der Mercedes-Regal sei Dank, konnte man auf einen Touchscreen verzichten und das bewährte Dreh-/Drück-Stellrad zur Bedienung der meisten Funktionen des Bordrechners griffgünstig in der Mittelkonsole platzieren.
Technisch der größte Bruch mit der Vergangenheit ist der (auch schon im DB11 V8 eingesetzte) Achtzylinder von AMGMercedes unter der Haube. Wie im DB11 leistet er zwar auch hier 510 PS, allerdings haben ihm die Aston-Martin-Ingenieure für den Einsatz im Vantage mehr Drehmoment abgeluchst (685 Nm). Gemeinsam mit dem Fahrzeuggewicht (trocken) von lediglich 1530 kg ergibt dies beste Voraussetzungen für supersportliche Fahrwerte (0 auf 100 km/h in 3,6 Sekunden, Spitze 314 km/h).
Wie das adaptive Fahrwerk mit all der Leistung zurechtkommt und wie sich die Gewichtsverteilung von beinahe 50:50 auf die Agilität auswirkt, werden die ersten Testfahrten Ende Februar zeigen.
Fest steht jedenfalls, dass die Briten mit dem neuen Vantage die Generationen-Ablöse optisch mutig vorantreiben. Mit den ersten Auslieferungen ist vor dem Sommer zu rechnen.
Zum Preis: In Österreich sollte man sich € 219.275,– bereit legen. Mit deutscher Autonummer reichen € 154.000,–.