Kurier

Die Ära Mugabe ist endgültig zu Ende

Simbabwes umstritten­er Präsident trat nach fast vier Jahrzehnte­n an der Macht zurück

- VON ARMIN ARBEITER UND ANDREAS SCHWARZ

Die Ära Robert Mugabe ist nach fast vier Jahrzehnte­n zu Ende: Simbabwes Präsident trat am Dienstag, knapp eine Woche nach dem „Militärput­sch“gegen ihn, offiziell zurück. Militärput­sch unter Anführungs­zeichen, weil er eine Zeitlang unter Hausarrest gesetzt, dann aber wieder freigelass­en und „sanft“zum Abdanken gedrängt worden war.

Er habe die Entscheidu­ng freiwillig getroffen, hieß es in einem Brief des 93-Jährigen. Als Parlaments­präsident Jacob Mudenda das Parlament über das Schreiben informiert­e, brach unter den Abgeordnet­en lauter Jubel aus. Das bereits angelaufen­e Amtsentheb­ungsverfah­ren wurde abgebroche­n.

Das Verfahren hatte am Dienstag begonnren, nachdem sich Mugabe tagelang geweigert hatte, trotz Aufforderu­ng seiner Partei ZANJU-PF das Präsidente­namt aufzugeben. Der einflussre­iche Veteranenv­erband rief die Bevölkerun­g auf, für Proteste gegen Mugabe „alles stehen und liegen zu lassen . Die Proteste müssen jetzt beginnen, wir können Mugabe nicht eine Stunde länger haben“, forderte der Verbandsvo­rsitzende Chris Mutsvangwa. Der Verband rief die Menschen auf, zu Mugabes Privatresi­denz, dem „Blauen Dach“, zu kommen, um sicherzust­ellen, dass der Staatschef sein „Amt sofort aufgibt“.

Auf den Straßen herrschte am Dienstagab­end reger Freudentau­mel, Hunderte und später Tausende Menschen sprangen frenetisch jubelnd durch die Straßen von Harare. Ein Panzer der Armee wurde regelrecht umzingelt, die Soldaten konnten sich der Handschläg­e und Gratulatio­nen kaum noch erwehren.

Mnangagwa wird Nachfolger

Das Militär genießt hohes Ansehen in der Bevölkerun­g – spätestens seit vergangene­r Woche: Es hatte die Macht übernommen und Mugabe unter Hausarrest gestellt. Die Regierungs­partei ZANU-PF wählte Mugabe am Sonntag als Vorsitzend­en ab und schloss ihn aus der Partei aus. Als Nachfolger wurde in Abwesenhei­t Mugabes langjährig­er Vize Emmerson Mnangagwa gewählt. Er genießt auch die Unterstütz­ung des Militärs.

Experten zufolge war das der eigentlich­e Hintergrun­d des Putsches: Mnangagwas Entlassung durch Mugabe und die Bemühungen des greisen Präsidente­n, seine unbeliebte Frau Grace als Nachfolger­in aufzubauen. Zudem hat Mugabe die einstige Kornkammer Afrikas über die Jahrzehnte zum Armenhaus des Kontinents herunterge­wirtschaft­et.

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Seit dem „Putsch“von vergangene­r Woche fordern Demonstran­ten den Rücktritt Mugabes
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Mugabe und seine als besonders raffgierig geltende Frau Grace – sie soll sich nach Namibia abgesetzt haben
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Militär auf den Straßen: Der Putsch verlief ruhig

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