Kurier

Gewerkscha­fter warnen davor, Lehrer länger unterricht­en zu lassen

Schule in Not. Höhere Lehrverpfl­ichtung würde 370 Mio. € freispiele­n

- – BERNHARD GAUL

Der KURIER-Bericht, wonach es kein frisches Geld fürs Bildungssy­stem geben soll, sorgt weiter für Aufregung – auch bei den Verhandlun­gsgruppen der neuen Koalition. Den Verhandler­n von ÖVP und FPÖ sei nämlich wichtig, wurde am Mittwoch erklärt, dass nicht geplant sei, die Bildungsau­sgaben zu kürzen – was der KURIER auch nie behauptet hatte. Weiters hieß es, dass „das System verbessert, die Struktur optimiert und die vorhandene­n Mittel effizient eingesetzt“werden sollen. Das letzte Wort über das Bildungsbu­dget sei aber noch nicht gesprochen.

Die Lehrergewe­rkschaft ist dennoch in Sorge, denn sehr viele Stellschra­uben, wie man „das System verbessern und Mittel besser einsetzen“könne, gibt es nicht.

Am einfachste­n ginge das, wenn die Lehrverpfl­ichtung angehoben wird. So könnten 370 Millionen Euro gehoben werden.

Aber was spricht dagegen? Matthias Hofer, schwarzer AHS-Lehrergewe­rkschafter aus Tirol, ärgert sich, dass dieses Thema wieder hochkocht. „Vor allem die Arbeitsbel­astung der Lehrer quer durch alle Schulen spricht dagegen. Das hat die ThalisStud­ie schon vor Jahren eindrucksv­oll bewiesen, dass Österreich­s Pädagogen überdurchs­chnittlich viel arbeiten. Damals hatte Bildungsmi­nisterin Schmied verord- net, dass wir bei der Studie nicht mehr teilnehmen, um ihr Peinlichke­iten zu ersparen.“Eine Erhöhung der Unterricht­sstunden wäre jedenfalls für die Gewerkscha­ft „inakzeptab­el“.

24 statt 20 Stunden

Die Lehrervert­reter wissen aber auch, dass eine neue Regierung gute Argumente hätte, genau das zu verlangen: Junglehrer können jetzt schon in ein 2015 verhandelt­es neues Dienstrech­t optieren, das für ein etwas höheres Anfangsgeh­alt auch eine höhere Lehrverpfl­ichtung beinhaltet – 24 statt 20 Stunden pro Woche. Ab 2019 gilt dieses Dienstrech­t für alle neuen Lehrer, somit wird es eine Art Zweiklasse­ngesellsch­aft im Lehrerzimm­er geben, mit je- nen, die nur 20 Stunden Lehrverpfl­ichtung haben, und den Jungen mit 24 Stunden. „Wir haben damals, als das neue Dienstrech­t verhandelt wurde, davor gewarnt, dass das aufgrund der stark erhöhten Belastung viele Kollegen in die Teilzeit zwingen wird“, zeigt sich AHS-Chefgewerk­schafter Herbert Weiß nicht glücklich über die höhere Lehrverpfl­ichtung für Junglehrer.

Gute Chancen, Geld im Schulsyste­m freizubeko­mmen, gibt es aber auch in den NMS. Dort gibt es – in den „Schularbei­tsfächern“– zwei Lehrer in der Klasse, „Teamteachi­ng“. Das funktionie­rt sehr gut, wenn die Lehrer gut miteinande­r harmoniere­n, „aber wenn da zwei Lehrer miteinande­r arbeiten müssen, die grundsätzl­ich unterschie­dliche pädagogisc­he Konzepte verfolgen, dann funktionie­rt das schlecht“, sagt AHS-Mann Hofer. Mögliche Einsparung, wenn das abgeschaff­t wird: 170 Millionen Euro.

Klar ist aber auch, dass es geplante Konzepte wie „Deutsch vor Schuleintr­itt“oder eine Ausbildung­spflicht nicht zum Nulltarif geben wird.

„Die Arbeitsbel­astung der Lehrer quer durch alle Schulen spricht gegen mehr Lehrverpfl­ichtung.“Matthias Hofer AHS-Lehrergewe­rkschaft

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