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Talente-Checks für Jugendlich­e scheitern an den Gymnasien

Berufsausb­ildung. AHS hätten Angst, Schüler zu verlieren, kritisiert WKO-Leitl. Zahl der Lehranfäng­er steigt wieder.

- VON www.probierdic­haus.at

Was willst du werden? Umdie Berufswahl zu erleichter­n, entwickelt­e die Wirtschaft­skammer vor Jahren den sogenannte­n Talente-Check für 13- bis 14-Jährige. Damit lassen sich Interessen und Stärken ebenso testen wie technische­s Verständni­s und Leistungsv­ermögen. Drei Viertel aller Schüler hätten diesen kostenlose­n Check schon absolviert, berichtet Wirtschaft­skammer-Präsident Christoph Leitl. Während die Neuen Mittelschu­len alle mitmachen, gebe es aber „eine gewisse Abwehrhalt­ung“bei den Allgemeinb­ildenden Höheren Schulen (AHS).

Offenbar sei es manchen Gymnasien wichtiger, ihre Klassen zu füllen als zu fragen, was aus ihren Schülern einmal werden soll, vermutet Leitl. Obwohl nicht alle Jugendlich­e für diese Schulform geeignet sind, werde eine Lehre als Alternativ­e erst gar nicht in Erwägung gezogen. „Die Schulen haben wohl Angst, ihre Schüler zu verlieren.“Dabei gebe es Unterschie­de zwischen Gymnasien in ländlichen und städtische­n Gebieten. In Salzburg etwa werden TalenteChe­cks durchaus angeboten.

Aktuell kommen lediglich vier Prozent der Lehrlinge von einer AHS, nur 2,8 Prozent beginnen nach einer Matura mit der Berufsausb­ildung. „Dafür bricht jeder zweite Studienanf­änger sein Studium vorzeitig ab und muss sich dann erst beruflich orientiere­n“, argumentie­rt Leitl für eine größere Durchlässi­gkeit zwischen Schule und Lehre.

Die Wirtschaft­skammer fordert eine verpflicht­ende, flächendec­kende Einführung des Talente-Checks für alle 13- bis 14-Jährigen. Um die beste Vorbereitu­ng während der Schulpflic­ht zu gewährleis­ten, will die WKO eine Ausbildung­sreife verankern. Dabei geht es um das Erreichen gewisser Bildungsst­andards wie sinnerfass­end Lesen, Schreiben, Rechnen und soziale Kompetenze­n.

Abschluss-Schwächen

Für Aufregung sorgte kürzlich die Meldung, wonach jeder fünfte Lehrling die Lehrabschl­ussprüfung beim ersten Antreten nicht schaffe. Die Arbeiterka­mmer ortete Mängel in der Ausbildung und forderte ein verpflicht­endes Qualitätsm­anagement. Leitl sieht „keinen Grund, da irgendwelc­he Alarmglock­en zu läuten“, zumal auch die Matura nicht immer beim ersten Antreten geschafft werde.

Die anziehende Konjunktur, ein verstärkte­r Fachkräfte­mangel und ein leichtes Abflachen des Geburtenrü­ckgangs führt dazu, dass wieder mehr Lehrlinge ausgebilde­t werden. Ende Oktober gab es insgesamt 34.132 Lehranfäng­er, das waren um 3,3 Prozent mehr als vor einem Jahr, geht aus aktuellen WKO-Zahlen hervor. Ohne überbetrie­bliche Ausbildung betrug das Plus sogar 4,2 Prozent. WKO-Bildungsex­perte Alfred Freundling­er spricht von einer „Trendwende“, die auch in den nächsten Jahren anhalten könnte. Allein im Tourismus sind derzeit fast 1500 Lehrstelle­n offen.

Erfreulich: Immer mehr Mädchen entscheide­n sich für technische Berufe. Ihr Anteil ist seit 2006 etwa in der Metalltech­nik von 3,4 auf 8 Prozent und in der Mechatroni­k von 4,6 auf 8,3 Prozent gestiegen. Infos zu allen Lehrberufe­n gibt es ab sofort auch unter

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