Kurier

Das Gastspiel im Fußball-Tempel Europa League.

Die Wiener Austria gastiert heute (21.05 Uhr) beim AC Milan im legendären San-Siro-Stadion

- AUS MAILAND

Offiziell ist es das GiuseppeMe­azza-Stadion, der Volksmund spricht nicht nur in Mailand immer noch vom San Siro, benannt nach dem Stadtteil. Die Austria darf dort am heutigen Donnerstag (21.05 Uhr/live auf Puls4,

den großen AC Milan in der Europa-League-Gruppenpha­se fordern.

In einem Stadion, das von außen betrachtet einem gelandeten UFO gleicht und das bei gut gefülltem Innenraum den Akteuren eine Gänsehaut bereitet. Diese hatte auch Herbert Prohaska, das violettest­e aller Veilchen. Er durfte von 1980 bis 1982 im Dress von Inter im „Tempel des Fußballs“aufspielen.

Beide Mailänder Klubs zeigten damals Interesse am Austria-Regisseur, schließlic­h machte Inter das Rennen, weil der AC Milan in den Manipulati­onsskandal verstrickt war und in die Serie B absteigen musste. „Daher kam der AC nicht mehr in Frage“, erinnert sich Prohaska.

Mailänder Handarbeit

Kurios war dann seine offizielle Präsentati­on bei Inter. „Wir wollten mit meinem Trikot auf dem Platz Fotos machen, durften den Rasen aber nicht betreten, weil der Platzwart gerade mit einer Gartensche­re die Grashalme nachgeschn­itten hat.“Damals war halt Handarbeit noch etwas wert.

Das San Siro (Fassungsve­rmögen: 80.018 Zuschauer) war zu Prohaskas Zeiten gut gefüllt. „Im Europacup war das Stadion fast immer voll. Selbst gegen Craiova hatten wir 80.000 Zuschauer, in der Meistersch­aft einen Schnitt von 60.000.“

Die Steilheit der Tribünen macht die besondere Stimmung aus. Beeindruck­t zeigte sich Prohaska ausgerechn­et bei einem Spiel, in dem er nach überstande­ner Gürtelrose nur auf der Bank saß. „Als ein Spieler von uns in den Strafraum geflankt hat, sind hinter dem Tor alle Fans aufgesprun­gen. Das hat gewirkt, als würde die ganze Tribüne aufs Feld stürzen.“Eröffnet wurde das San Siro am 19. September 1926. Es wurde vier Mal renoviert, zuletzt 2014. Sowohl 1934 als auch 1990 war es Schauplatz von WM-Spielen, 1980 von EM-Spielen. Vier Mal wurde das ChampionsL­eague-Finale ausgetrage­n (1965, 1970, 2001, 2016). Dazu fanden vier UEFA-CupFinale im San Siro statt, 1994 mit Beteiligun­g von Austria Salzburg.

„Wir brennen alle voll auf das Spiel. Wer weiß, ob und wann wir wieder in einem solchen Stadion spielen können“, sagte Tormann Patrick Penz ehrfürchti­g.

Prohaska vergleicht das San Siro mit dem Estadio San- tiago Bernabeú von Real Madrid, von dem Toni Polster meinte, es würde einen erdrücken. „Das ist ähnlich steil. Aber auch das Camp Nou in Barcelona ist beeindruck­end“, sagt Prohaska, der seiner Austria heute allerdings nur aus der Ferne die Daumen drücken kann.

Die 2000 mitgereist­en Fans der Wiener haben übrigens quasi Heimvortei­l, wenn sie mit der U-Bahn zum Fußball-Tempel reisen. Denn die Linea 5 trägt Violett, natürlich nicht der Austria wegen, vielmehr ist es die Farbensumm­e aus dem Inter-Blau und dem Milan-Rot.

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