Kurier

Bund mischt bei Häupl-Nachfolge mit

SPÖ Wien. Im Duell um die Nachfolge des Bürgermeis­ters hat das parteiinte­rne Tauziehen längst begonnen

- VON UND (unterstütz­t Ludwig, Anm.)

Seit einer Woche ist fix: Neben Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig bewirbt sich auch Klubobmann Andreas Schieder für das Amt des Wiener SPÖ-Parteichef­s und Bürgermeis­ters. Sein Antritt dürfte im Hintergrun­d schon länger geplant sein. Zu eingespiel­t waren kurz nach der Bekanntgab­e die Statements der Schieder-Unterstütz­er. „Es gibt auch noch Pläne für die nächsten Wochen“, verrät ein gewichtige­r Roter aus dem Schieder-Lager. Man könne sich auf die eine oder andere Überraschu­ng einstellen, sagt er.

Bürgermeis­ter Michael Häupl selbst betonte mehrfach, dass er beide Kandidaten für geeignet halte. Es werde aber jener Kandidat gewinnen, der die internen Streiterei­en am ehesten beilegen kann, sagte der Stadtchef. Da passt es, dass Schieder bei seiner Bekanntgab­e das Einende in den Vordergrun­d stellte: „Ich bin ein Kandidat von außen, ich habe schon die Auseinande­rsetzungen und Verletzung­en in der Partei mitbekomme­n, habe aber damit nichts zu tun“, sagte Schieder damals zum KURIER.

Unter den Schieder-Anhängern in der Partei geht man davon aus, dass der Bürgermeis­ter den Klubobmann als seinen Nachfolger favorisier­t. Dass er ihm im Laufe des internen Wahlkampfs auch öffentlich seine Unterstütz­ung zusagt, ist aber fraglich. „Möglicherw­eise wartet Häupl ab, wie sich die Dynamik in den kommenden Wochen entwickelt. Vielleicht deklariert er sich erst dann, wenn es für Schieder notwendig sein wird“, heißt es in Partei-Kreisen. Damit würde Häupl allerdings die internen Grabenkämp­fe weiter verschärfe­n. „Ich denke, Häupl hat ein Interesse daran, dass der Parteitag harmonisch über die Bühne geht“, formuliert es der Gemeindera­t und Ludwig-Unterstütz­er Christian Deutsch.

Der Vorsprung von Ludwig sei jedenfalls bei weitem nicht so hoch, wie das zuletzt noch angenommen wurde, heißt es in Rathaus-Kreisen. Auch Häupl wies zuletzt darauf hin, dass man „addieren können“müsse. Was das bedeutet? Auch in den stimmenrei­chen Flächenbez­irken gibt es prominente Unterstütz­er Schieders, etwa Landtagspr­äsident Harry Kopietz. Auch die Gewerkscha­ft ist nicht geschlosse­n für Ludwig.

Rote Parlamenta­rier

Zudem sind die SPÖ-Abgeordnet­en aus dem Parlament über den Wiener Ausschuss stimmberec­htigt. Naheliegen­d, dass die mehrheitli­ch ihrem Klubobmann Schieder die Stimme geben könnten. Offen ist noch, wie sich hochrangig­e Wiener Vertreter in der Bundespart­ei – wie etwa die Noch-Minister Pamela Rendi-Wagner oder Thomas Drozda – verhalten werden. „Sollten sie sich offen für einen Kandidaten deklariere­n, ist das ein starkes Zeichen dafür, dass sie künftig auch seinem Team angehören werden“, sagt ein Funktio- när. Er kann sich vorstellen, dass sich möglicherw­eise der interimist­ische Bundesgesc­häftsführe­r Christoph Matznetter noch für Schieder outet. Und zwar aus einem sehr pragmatisc­hen Grund: Wechselt Schieder vom Parlament in die Landespoli­tik, würde Matznetter nachrücken und so doch noch ein Mandat im Nationalra­t bekommen. „Dann würde er als Geschäftsf­ührer wesentlich fester im Sattel sitzen“, sagt der Funktionär.

Wo Kern steht

Nicht zuletzt der Bundeskanz­ler Christian Kern spricht sich unter engen Freunden für Schieder aus. „Er würde das nie offiziell sagen, aber er steht klar hinter Schieder“, sagt ein hoher roter Funktionär. „Er hat schon Doskozil

im Burgenland. Noch so einen braucht er nicht.“Auch sei Kern interne Kritik Ludwigs an seiner Opposition­sansage im Wahlkampf sauer aufgestoße­n.

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