Im Kopf eines Einbrechers
Studie. 50 Kriminelle ließen sich für eine Studie befragen und gaben ihre Vorgangsweise preis
Jeden Tag wird in Österreich 35 Mal in ein Haus oder eine Wohnung eingebrochen. Vor allem der Vormittag und die Abenddämmerung in den Wintermonaten sind bei Einbrechern beliebte Tatzeiten. Die österreichischen Versicherungen zahlten pro Tat durchschnittlich rund 2000 Euro an die Geschädigten. Um die Denkweise der Täter besser zu verstehen, führten die Versicherer gemeinsam mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) und der Polizei eine Studie durch, bei der 50 inhaftierte Einbrecher und Experten befragt wurden. Außerdem analysierten die Forscher 150 Akten von Einbrüchen.
Faule Verbrecher
Das Ergebnis: Einbrecher sind eher faul und gehen lieber auf Nummer sicher. Der Großteil der Täter gab an, am liebsten den Weg des geringsten Widerstands zu wählen. Wohnungen in oberen Stockwerken, wo es keinen „Durchzugsverkehr“von anderen Mietern gibt, oder Häuser in abgelegenen Vierteln sind die beliebtesten Ziele.
Der Einbruch sollte außerdem schnell gehen. Die Kriminellen nehmen sich dafür nur wenige Minuten Zeit und setzen alles daran, nicht erwischt zu werden, weshalb genaue Planung ein probates Mittel ist.
Ein Häftling gab laut KfVDirektor Othmar Thann an, dass er sich vor den Coups verkleidet umhörte, ob in einer bestimmten Wohnung regelmäßig jemand zu Hause sei. Andere durchwühlen die Mistkübel ihrer potenziellen Opfer, um Abwesenheiten und Gewohnheiten zu ergründen.
Facebook und andere soziale Medien, durchforsteten die Täter hingehen selten. „Im Moment setzen Kriminelle eher weniger darauf, ihre Opfer im Internet auszuspähen. Trotzdem wird derzeit viel zu viel gepostet, das Einblick ins Privatleben gibt. Das ist auf jeden Fall eine Thematik, mit der wir uns in Zukunft stärker auseinandersetzen müssen“, sagt der Direktor des Bundeskriminalamts, Franz Lang.
Sicher mit Alarmanlage
Den Siegeszug der Sicherheitstechnik sehen die Experten durch folgende Zahlen bestätigt: Während im Jahr 2000 nur 23 Prozent die Einbrüche abgebrochen haben, gaben im Vorjahr bereits 40 Prozent der Täter unverrichteter Dinge auf, weil es eine Alarmanlage oder eine Sicherheitstür gab. „Wenn ich eine Alarmanlage gesehen habe, bin ich schnell weitergegangen“, wird ein Einbrecher in der Studie zitiert. Attrappen sind für die meisten Befragten aber einfach zu erkennen.
Interessant ist, dass fast alle Befragten kein Profiwerkzeug benutzten. Ein Schraubenzieher reichte zum Auf hebeln von Türen und Fenstern aus und kann bei einer Kontrollen nicht eindeutig als Einbruchswerkzeug identifiziert werden.