Albtraum im Algiers Motel Detroit.
Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow verfilmte die Rassenunruhen in Detroit von 1967
namens Krauss erschießt einen flüchtenden Mann von hinten. „Tut mir leid“, sagt er danach achselzuckend zu seinem Vorgesetzten. Auch beim nächsten Polizeieinsatz ist er wieder mit dabei.
Teenager
Nur langsam und wie zufällig kristallisiert sich eine Gruppe von Menschen aus dem Wirrwarr. Zwei schwarze Teenager wollen den Unruhen entgehen und checken ins Algiers Motel ein. Dort treffen sie auf andere Teens – darunter zwei weiße Mäd- chen – und hängen ab. Bis einer auf die unselige Idee kommt, mit einer Spielzeugpistole aus dem Fenster zu schießen. Die Polizei vermutet einen Sniper und rückt – unter der Führung von Cop Krauss – ins Hotel ein.
Was darauf hin geschah und als „Algiers Motel Incident“in die Geschichte einging, hat Bigelow penibel rekonstruiert. In einer Art ReEnactment lässt sie die grausamen Ereignisse in aller Genauigkeit eskalieren: Stundenlang werden die Jugendlichen an der Wand auf- stellt und dann einzeln im Nebenzimmer mit „Todesspielen“gefoltert. Der Umstand, dass sie weiße Mädchen mit schwarzen Burschen gefunden haben, macht die Polizisten noch wütender: „Es ist 1967, du Arschloch!“, zischt eines der Girls. Vergeblich.
Bigelow bemüht sich, die Übergriffe der Polizei nicht als Ausnahmetat eines Sadisten herauszustellen. Vielmehr geht es um strukturelle Gewalt, die die weiße und schwarze Bevölkerung in „wir“und „sie“unterteilt und für „sie“keine Empathie übrig lässt. „Die Detroiter Polizei dreht gerade durch“, vermeldet ein Beamter einer anderen Einheit: „Da wollen wir nicht verwickelt werden.“
Eine gefühlte Ewigkeit treibt uns Bigelow wie in einer albtraumhaften Zeitlupe durch die Hitze dieser Ereignisse. Genügend lang, um sich von dem Gedanken zu verabschieden, dass es – Vorsicht! Spoiler! – so etwas wie Gerechtigkeit gibt.