Mit der neuen Munition wieder gut in Schuss
Biathlon. Simon Eders Karriere stand kurz vor dem Ende. In Hochfilzen hofft er auf einen Top-Platz.
Welchen Luxus gönnt sich ein Biathlet nach einem erfolgreichen Winter?
Er leistet sich eine eigene Munition.
Daran lässt sich schon erkennen, wie verschossen Simon Eder noch immer in den Biathlonsport ist. Nach seinen Glanzstunden bei der Heim-WM in Hochfilzen, wo der Saalfeldener im Massenstart und in der Staffel Bronze gewonnen hatte, gab sich der 34-Jährige in der Vorbereitung noch einmal so richtig die Gewehrkugeln. Im Hochsommer verkroch sich Eder tagelang im Kältekanal, um die verschiedensten Munitionstypen zu testen.
Was das Gewehr und die passende Munition angeht, ist kaum ein Biathlet dermaßen pedantisch und penibel wie der Meisterschütze aus dem Pinzgau. Ein finnisches Produkt entsprach schließlich den hohen Ansprüchen des 34-Jährigen, der gleich 5000 Stück Munition kaufte. Kostenpunkt: 1000 Euro.
Kopf
„Ich will da nicht sparen. Andere verwenden nur im Wettkampf die hochwertige Munition. Aber ich will auch damit trainieren“,erklärt Simon Eder. „Das ist auch für den Kopf extrem wichtig. Denn so gibt es keine Ausreden mehr. Ich hinterfrage nur mehr mich selbst. Wenn ich liegend danebenschieße, dann weiß ich, dass allein ich schuld bin.“
Beim Heimweltcup in Hochfilzen soll nun am Wochenende der erste Top-TenPlatz in der noch jungen Saison her. „Ich weiß, dass ich es absolut drauf habe.“
Beim Salzburger kommen da zwangsläufig die Erinnerungen an die HeimWM im Februar hoch, als Eder der gefeierte Held war. Bei aller Begeisterung über den Biathlon-Boom und die Stimmung im ausverkauften Stadion in Hochfilzen, für die heimischen Athleten galt damals der Ausnahmezustand. „Ein Großevent vor der eigenen Haustüre reicht in der Karriere. Das ist ein Druck, den man sich kaum vorstellen und den man auch kaum aushalten kann“, erinnert sich Eder. „Vor allem in der Staffel. Wenn du am Schießstand einläufst, wird die Scheibe plötzlich so winzig klein.“
Ein Vorteil, dass der 34-Jährige in seiner Laufbahn schon so viel durchgemacht hat. Wenn er gerade wieder einmal mit einem Fehlschuss hadert oder sich über einen verwachsten Ski ärgert, dann denkt Simon Eder zurück an die Zeit, an Freitag Samstag Sonntag der er nicht gewusst hat, wie’s überhaupt mit ihm als Biathleten weitergehen würde. Als vor einigen Jahren sein Körper verrückt spielte und die Karriere schon zu Ende schien. „Das ist bei mir schon Richtung Burnout gegangen. Im Körper hat nichts mehr hingehaut. Ich hatte einen Ruhepuls von 70, wenn ich zwei Kilometer gelaufen bin, hatte ich überall Krämpfe. Aber keiner hat damals gesagt: Stopp. Aus heutiger Sicht hätte ich in die Klinik müssen.“
Körper
Es war die Zeit, als ein Arzt dem Ausdauersportler Simon Eder die körperlichen Werte eines Fußballers bescheinigte. „Als er das gesagt hat, hätte ich fast zum Weinen angefangen“, erzählt der Familienvater. „Das Problem war, dass du dir als junger Sportler denkst und auch jeder dir sagt: Du musst trainieren. Es war einfach eine andere Zeit. Damals war man noch der Meinung: Wer am härtesten trainiert, der ist auch der Erfolgreichste.“
Mittlerweile hört er mehr auf seinen Körper als auf seine Trainer. In der Sommer-Vorbereitung war er nur einmal kurz krank. Zum perfekten Zeitpunkt, wie Eder findet. „Ich hatte heuer das Glück, dass es mich in der Urlaubswoche erwischt hat.“