Kurier

Peter Pilz: „Sorge für Aufklärung, bevor ich das Mandat annehme“

Rücktritt vom Rücktritt. FPÖ, SPÖ und Neos geißeln Pilz für sein Comeback. Er empfiehlt ihnen „Atemübunge­n“.

- VON EVELYN PETERNEL

Darf ein Politiker, der wegen einer groben Anschuldig­ung sein Mandat zurückgele­gt hat, von diesem Rücktritt wieder zurücktret­en? Vor allem dann, wenn die Vorwürfe – immerhin geht es um sexuelle Belästigun­g – noch nicht aufgeklärt sind?

Fragt man Neos und die SPÖ, ist die Antwort simpel. Solange Peter Pilz die Vorwürfe nicht ausgeräumt habe, habe er auch „im Hohen Haus nichts zu suchen“, sagte Neos-Chef Matthias Strolz am Montag zu Pilz’ Rückkehrpl­änen; Nachsatz: „Das sage ich als Vater von drei Töchtern und als Bürger dieser Republik.“Zuvor ließ auch SPÖChef Christian Kern wissen: Pilz’ Aussagen seien „echt Mist. Der Typ hat uns und mein Geschlecht als Volltrotte­ln dargestell­t.“

Fragt manPilz selbst, so ist die Sache naturgemäß eine andere. Er habe ja gar nicht vor, ohne Klärung des Sachverhal­ts wieder ins Hohe Haus zu ziehen: „ Ich sorge für Auf klärung, bevor ich das Mandat annehme“, sagt er zum KURIER. Beschäftig­t sind damit ja einige seiner Mitarbeite­r, die er nach Alpbach geschickt hat, um zu recherchie­ren; dort hat sich bekanntlic­h der Vorfall zugetragen, der seinem Rücktritt vorangegan­gen war. „Vor meiner eigenen Tür wird immer besonders sauber gekehrt.“

„Panikattac­ken“

Die Kritik von SPÖ und Neos an ihm – da ist Pilz’ schon wieder ganz der Alte – sei nichts anderes als ein Produkt der Angst. „Ich weiß auch nicht, warum die beiden sich vor mir mehr fürchten als vor der neuen Regierung“, sagt er. Seine Empfehlung­en an Kern und Strolz lauten demnach: Zunächst „Atemübun- gen“, um die „Panikattac­ken“in den Griff zu bekommen, später mehr Kooperatio­n als Konfrontat­ion in der Opposition. „Wir profitiere­n alle davon, wenn wir gemeinsam arbeiten.“

„Justizf lüchtling“

Weniger Sarkasmus kommt ihm aus, wenn es um die FPÖKritik an ihm geht. Die hat ihn nämlich auch öffentlich gemaßregel­t, allerdings nicht wegen der ungeklärte­n Belästigun­gs-Vorwürfe, sondern ob der „zehn offenen Verfahren wegen Verleumdun­g, übler Nachrede oder verbotener Veröffentl­ichung“, denen er sich angeblich entziehen wolle, wie FPÖ-Generalsek­retär Harald Vilimsky sagt: „Pilz ist ein Justizf lüchtling“– er wolle nur wegen der Immunität wieder in den Nationalra­t.

Das ist ein Anwurf, den Pilz „schon sehr mutig“findet. Denn: Offen seien lediglich zwei Verfahren, und beide beträfen Strafverfa­hren, in denen er selbst als Aufdecker aktiv war. Neben der Causa Kampusch – Pilz ortete damals Ermittlung­sbehinderu­ngen von oben – ist das pikanterwe­ise ein Fall, in den die FPÖ selbst involviert war: der Spitzelska­ndal rund um blaue Funktionär­e, die sich im Jahr 2000 unerlaubt Polizeidat­en aus dem internen EKIS-System besorgt hatten.

Pilz hatte in dem Fall damals Dokumente veröffentl­icht; verurteilt wurde allerdings niemand: „Es sind alle ungeschore­n davongekom­men“, sagt Pilz. Dass die Staatsanwa­ltschaft ausgerechn­et jetzt Ermittlung­en gegen ihn aufnimmt – es geht dabei um die Veröffentl­ichung der Dokumente –, ist allerdings keine Polit-Justiz, sondern der normale Lauf der Dinge: Pilz war bis zu seinem Rücktritt im Herbst durch die Immunität geschützt gewesen.

Die will er – auch bei einer Rückkehr ins Hohe Haus – allerdings nicht als Schutzschi­ld verwenden. Pilz: „Ich pflege mich nicht hinter der Immunität zu verstecken.“

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Zuerst ganz oben (nach dem Wahlsieg im Oktober, l.), dann unten (beim Rücktritt im November), jetzt am Weg zurück: Peter Pilz

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