Kurier

Zahl der Grippefäll­e nimmt rasant zu

Mehr Erkrankung­en. Die Influenza-Welle hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Übelkeit diesmal weit verbreitet

- VON E. MAURITZ, I.TEUFL, M. PATSALIDIS (TEXT) UND KATRIN SOLOMON (GRAFIK)

Was laut Ärzten heuer besonders auffällt: „Viele Erkrankte leiden unter starker Übelkeit.“

„Der Mann war ein Athlet, 26 Jahre alt“, erinnert sich Paul Prem, medizinisc­her Leiter des Wiener Ärztefunkd­ienstes an eines Hausbesuch während seines jüngsten Nachtdiens­tes. „Aber den hat es gebeutelt wie bei einem Anfall, unglaublic­h. Sein Schüttelfr­ost war so heftig, dass ich ihm ein fiebersenk­endes Mittel injizieren musste.“

Die Zahl der InfluenzaP­atienten steigt: 8400 Neuerkrank­ungen an echter Virusgripp­e und grippalen Infekten meldet alleine der Gesundheit­sdienst der Stadt Wien für die vergangene Woche (in der Woche davor waren es 6800). Und Experten rechnen mit einem weitere Anstieg: „Der Höhepunkt wird in der Regel zwei bis vier Wochen nach Beginn der Grippewell­e erreicht“, sagt die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien. Und begonnen hat der Anstieg erst vor einer Woche. Ein InfluenzaP­atient steckt im Durchschni­tt zwischen 1,4 und vier weiteren Personen an.

„Wir hatten in der Nacht von Montag auf Dienstag beim Ärztefunkd­ienst nochmals einen deutlichen Zuwachs der Anruferzah­len“, sagt Prem: „Es waren rund 500 bis 600 Anrufe, in einer ,normalen‘ Nacht haben wir 250 bis maximal 300 Anrufe.“

Mehr als 70 Prozent der derzeit in Österreich zirkuliere­nden Viren sind Influenza-B-Viren der Linie Yamagata – in den meisten europäisch­en Ländern dominiert

derzeit dieses Virus. Es wird allerdings durch den Dreifach-Impfstoff – rund drei Viertel der für diese Saison erhältlich­en Impfstoffe – nicht abgedeckt. Nur wer sich jährlich impfen lässt, könnte möglicherw­eise trotzdem einen gewissen Schutz haben.

Die heuer erstmals angebotene­n Vierfach-Impfstoffe (Schutz vor zwei Influenza-A-VirusSubty­pen und zwei Influenza-B-Vi

ren) bieten zwar einen Schutz auch gegen diese Linie – sind aber praktisch ausverkauf­t. Allerdings ließen sich auch in der vergangene­n Saison nur etwas mehr als fünf Prozent der Bevölkerun­g impfen.

Was heuer auffällt: „Viele Erkrankte leider neben dem hohen Fieber und starken Gelenkssch­merzen auch unter starker Übelkeit“, sagt Prem. Oft geht das einher mit Blähungen und auch kurzfristi­gem Durchfall. Auch Redlberger-Fritz findet das ungewöhnli­ch: „Übelkeit ist für ein Inf luenza-B-Virus eigentlich sonst nicht so typisch.“

Ganz besonders stark betroffen sind heuer neben älteren Menschen auch Kinder und junge Erwachsene. Vor allem die Kinder leiden stark unter der Übelkeit und auch Gelenkssch­merzen. Prem: „Schwere Komplikati­onen wie eine Lungenentz­ündung habe ich aber zum Glück bisher selten gesehen.“

Gefahr beim Niesen

Übrigens: Wer derzeit viel Niesen muss, sollte es auf jeden Fall vermeiden, sich gleichzeit­ig Mund und Nase zuzuhalten. Im British Medical Journal wird von einem 36-jährigen Briten berichtet, der dies getan hatte – und sich dadurch einen Riss der Rachenmusk­ulatur zugezogen hatte. Die Folge waren Probleme beim Sprechen und Schmerzen beim Schlucken. Da das Risiko lebensgefä­hrlicher Komplikati­onen bestand, wurde er stationär aufgenomme­n, über eine Nasensonde ernährt und vorbeugend mit Antibiotik­a behandelt. Erst nach sieben Tagen konnte er entlassen werden.

„Viele Erkrankte leider neben demn Gelenkssch­merzen auch unter starker Übelkeit“Paul Prem Wiener Ärztefunkd­ienst

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria