Zahl der Grippefälle nimmt rasant zu
Mehr Erkrankungen. Die Influenza-Welle hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Übelkeit diesmal weit verbreitet
Was laut Ärzten heuer besonders auffällt: „Viele Erkrankte leiden unter starker Übelkeit.“
„Der Mann war ein Athlet, 26 Jahre alt“, erinnert sich Paul Prem, medizinischer Leiter des Wiener Ärztefunkdienstes an eines Hausbesuch während seines jüngsten Nachtdienstes. „Aber den hat es gebeutelt wie bei einem Anfall, unglaublich. Sein Schüttelfrost war so heftig, dass ich ihm ein fiebersenkendes Mittel injizieren musste.“
Die Zahl der InfluenzaPatienten steigt: 8400 Neuerkrankungen an echter Virusgrippe und grippalen Infekten meldet alleine der Gesundheitsdienst der Stadt Wien für die vergangene Woche (in der Woche davor waren es 6800). Und Experten rechnen mit einem weitere Anstieg: „Der Höhepunkt wird in der Regel zwei bis vier Wochen nach Beginn der Grippewelle erreicht“, sagt die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien. Und begonnen hat der Anstieg erst vor einer Woche. Ein InfluenzaPatient steckt im Durchschnitt zwischen 1,4 und vier weiteren Personen an.
„Wir hatten in der Nacht von Montag auf Dienstag beim Ärztefunkdienst nochmals einen deutlichen Zuwachs der Anruferzahlen“, sagt Prem: „Es waren rund 500 bis 600 Anrufe, in einer ,normalen‘ Nacht haben wir 250 bis maximal 300 Anrufe.“
Mehr als 70 Prozent der derzeit in Österreich zirkulierenden Viren sind Influenza-B-Viren der Linie Yamagata – in den meisten europäischen Ländern dominiert
derzeit dieses Virus. Es wird allerdings durch den Dreifach-Impfstoff – rund drei Viertel der für diese Saison erhältlichen Impfstoffe – nicht abgedeckt. Nur wer sich jährlich impfen lässt, könnte möglicherweise trotzdem einen gewissen Schutz haben.
Die heuer erstmals angebotenen Vierfach-Impfstoffe (Schutz vor zwei Influenza-A-VirusSubtypen und zwei Influenza-B-Vi
ren) bieten zwar einen Schutz auch gegen diese Linie – sind aber praktisch ausverkauft. Allerdings ließen sich auch in der vergangenen Saison nur etwas mehr als fünf Prozent der Bevölkerung impfen.
Was heuer auffällt: „Viele Erkrankte leider neben dem hohen Fieber und starken Gelenksschmerzen auch unter starker Übelkeit“, sagt Prem. Oft geht das einher mit Blähungen und auch kurzfristigem Durchfall. Auch Redlberger-Fritz findet das ungewöhnlich: „Übelkeit ist für ein Inf luenza-B-Virus eigentlich sonst nicht so typisch.“
Ganz besonders stark betroffen sind heuer neben älteren Menschen auch Kinder und junge Erwachsene. Vor allem die Kinder leiden stark unter der Übelkeit und auch Gelenksschmerzen. Prem: „Schwere Komplikationen wie eine Lungenentzündung habe ich aber zum Glück bisher selten gesehen.“
Gefahr beim Niesen
Übrigens: Wer derzeit viel Niesen muss, sollte es auf jeden Fall vermeiden, sich gleichzeitig Mund und Nase zuzuhalten. Im British Medical Journal wird von einem 36-jährigen Briten berichtet, der dies getan hatte – und sich dadurch einen Riss der Rachenmuskulatur zugezogen hatte. Die Folge waren Probleme beim Sprechen und Schmerzen beim Schlucken. Da das Risiko lebensgefährlicher Komplikationen bestand, wurde er stationär aufgenommen, über eine Nasensonde ernährt und vorbeugend mit Antibiotika behandelt. Erst nach sieben Tagen konnte er entlassen werden.
„Viele Erkrankte leider neben demn Gelenksschmerzen auch unter starker Übelkeit“Paul Prem Wiener Ärztefunkdienst