Rückenwind für die Anti-Rauch-Befürworter
Im Februar soll das Volksbegehren anlaufen, das im Mai zur Unterschrift aufliegt
Hätte Manfred Neuberger all die Zahlen nicht, er wäre wohl deutlich vorsichtiger.
Dann würde er vermutlich nicht sagen, dass Sebastian Kurz „ gegen seine Wähler stimmt“. Oder dass HeinzChristian Strache die „medizinische Wissenschaft“ignoriert. Oder dass Kurz und Strache bald dafür verantwortlich sein könnten, dass in Österreich 5000 zusätzliche Herzinfarkte zu beklagen sind, weil in Lokalen weiter geraucht wird.
Nein, Manfred Neuberger würde all das nicht sagen, wäre er nicht Sprecher der Initiative „Ärzte gegen Raucherschäden“und wüsste er nicht, dass ihn „hunderte Studien“in seiner Meinung stützen, die da lautet: Ein rigoroser Nichtraucherschutz rettet Leben – und schadet den Wirten nicht im Geringsten.
Breite Front
Nachdem ÖVP und FPÖ angekündigt haben, dass sie das 2015 beschlossene und ursprünglich für 1. Mai geplante absolute Rauchverbot in der Gastronomie zurücknehmen wollen, ist Neubergers Initiative Teil einer breiten Bewegung geworden, mit der sich die Bundesregierung in den nächsten Wochen wird auseinandersetzen müssen.
Vor allem Ärzte machen allerorten mobil, damit der geplante Nichtraucherschutz kommt.
Die Krebshilfe hat eine entsprechende Online-Petition initiiert, die bis heute 442.000 Menschen unterschrieben haben. „Wir werden die Petition den Parlamentariern übergeben, damit sie in den Petitionsausschuss des Nationalrats kommt“, sagt Krebshilfe-Chef Paul Sevelda.
Wiens Ärztekammer ist wild entschlossen, den Nichtraucherschutz zu kampagnisieren: Voraussichtlich noch im Februar soll ein AntiRauch-Volksbegehren anlaufen, das im Mai zur Unterschrift aufliegt.
Der Text für das Begehren ist fertig. „Momentan wird er mit dem Innenministerium abgestimmt, um Formalfehler zu vermeiden“, sagt Wiens ÄrztekammerChef Thomas Szekeres.
Und als wäre dieser Widerstand politisch nicht schon unangenehm genug, regen sich auch in einzelnen Bundesländern ernste Zweifel an der Raucher-Politik der Bundesregierung
Mehrheit für Verbot
Aber zurück zu Manfred Neuberger. Der hat nämlich bemerkenswerte Zahlen parat: Laut einer Anfang Jänner im Auftrag der Initiative unter 1000 Österreichern gemachten Fessel-GfK-Umfrage wollen sieben von zehn Österreichern unbedingt am absoluten Rauchverbot in der Gastronomie festhalten
Bis auf die regelmäßigen Raucher gibt es de facto keine Bevölkerungsgruppe, die sich nicht zumindest zu 65 oder noch mehr Prozent dafür ausspricht, das geplante Rauchverbot umzusetzen – erheblicher Rückenwind also für ein Volksbegehren.
Keine Umsatzeinbußen
Bisweilen wird ja behauptet, das Rauchverbot dränge die Wirte in den Ruin.
Eben deshalb hat Präventionsmediziner Neuberger an diesem Dienstag den Deutschen Ernst-Günther Krause mit aufs Podium eines Wiener Cafés genommen. Krause war Sprecher der Nichtraucher-Initiative Bayern. War deshalb, weil es die Initiative wegen Erfolges nicht mehr gibt – Bayern hat eine Reihe von Nichtraucherschutzgesetzen auf den Weg gebracht.
Das Spannende an den Ausführungen des Deutschen ist, was er über die wirtschaftlichen Konsequenzen des Rauchverbots in Lokalen sagt: Denn wie Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, haben sich die Umsätze der „getränke- und speisenorientierten Gastronomie“in Bayern und NordrheinWestfalen nach Einführung des Nichtraucherschutzes nicht negativ, sondern sogar positiv entwickelt. Und auch die Zahl der Insolvenzen in der Gastronomie ist im Freistaat nach dem absoluten Rauchverbot nicht gestiegen, sondern gesunken.
Krauses Erklärung dafür: „Nichtraucher gehen jetzt in Lokale, die sie zuvor gemieden haben. Und die Raucher sind vielen Lokalen treu geblieben, weil sie teils ohnehin aufhören wollen zu rauchen, und/oder weil sie selbst nicht gern in Lokalen essen, in denen sie vollgequalmt werden.“