Kurier

Zwischen Migration und Doppelpass

Italien-Besuch. Heikle Themen bei Treffen von Außenminis­terin Kneissl in Italienmit Amtskolleg­en Alfano

- AUS ROM

Nach Bratislava führte die zweite Auslandsre­ise der neuen Außenminis­terin Karin Kneissl nach Rom: Mit einem Frühstück in der vatikanisc­hen Botschaft in Rom begann der Besuch am Dienstag. Bei Cappuccino, Cornetto und Orangenmar­melade stellte sich Kneissl den Journalist­en-Fragen. Dann wartete ein dichtes Tagesprogr­amm. Zu Mittag traf Kneissl den „Außenminis­ter“des Vatikans, Bischof Peter Gallagher, zu einem Gespräch.

Gleichklan­g mit Rom

Heikle Themen standen bei der Zusammenku­nft mit dem italienisc­hen Außenminis­ter Angelino Alfano auf der Agenda. Die Doppelstaa­tsbürgersc­haft hat Kneissl „aktiv ins Gespräch eingebrach­t“. Dabei geht es um die Wiedererla­ngung der österreich­ischen Staatsbürg­erschaft für deutschspr­achige Südtiroler. Die Außenminis­terin versichert­e erneut, dass alles im Gleichklan­g zwischen Rom, Bozen und Wien abgesproch­en werden soll. Vorab sei aber noch ein „langer rechtstech­nischer Weg“erforderli­ch, so Kneissl.

In Rom sieht man das Thema der Doppelstaa­tsbürger- schaft gelassener, nachdem Wien eine einvernehm­liche Lösung beider Länder zugesicher­t hat. Kritik kommt aber vonseiten der rechten Opposition: Die Südtiroler­in Parlamenta­riern, Michaela Biancofior­e von der Forza Italia in einer Aussendung: „Es ist offenkundi­g, dass Österreich Südtirol zurückhabe­n will und missachtet dabei die internatio­nalen Abkommen.

Den Vorschlag des Südtiroler Landeshaup­tmanns Arno Kompatsche­r, nicht nur den deutsch- und ladinischs­prachigen, sondern allen Südtiroler­n die Staatsbürg­erschaft anzubieten, wollte die Außenminis­terin indes nicht kommentier­en.

Weitere heiße Eisen der Gespräche waren die Themen Sicherheit und Migration. Alfano hob auch den Brennerbas­istunnel hervor. Dank des längsten Tunnels der Welt werden Italien und Österreich noch enger zusammenrü­cken. Die Grenzsiche­rung am Brenner funktionie­rt, wie Kneissl betont, dank der Zusammenar­beit der österreich­ischen und italienisc­hen Polizei sehr gut. Auf die Frage, ob die türkisblau­e Regierung plane, Panzer an die Brennergre­nze zu schicken, sagte Kneissl, der- zeit sei keine Verstärkun­g der Grenze geplant.

Italien fühlt sich in der Flüchtling­sfrage von Europa im Stich gelassen. Doch eine Zusage Österreich­s, den südlichen Nachbarn zu unterstütz­en, hatte Kneissl nicht im Gepäck. Bei dem EU- Relocation-Programm zur Umver- teilung von Flüchtling­en ist Österreich europaweit Schlusslic­ht. Beide waren sich einig, dass das Thema in Brüssel und nicht bilateral diskutiert werden müsse.

„Das Problem ist, derzeit kommen nur die Stärksten durch“, sagte Kneissl. Vor Weihnachte­n eröffnete die italienisc­he Regierung einen humanitäre­n Korridor und flog von Libyens Hauptstadt Tripolis 180 afrikanisc­he Flüchtling­e nach Rom. Heuer sollen laut dem italienisc­hen Innenminis­ter Marco Minniti 10.000 Flüchtling­e sicher nach Italien einreisen. Ob humanitäre Korridore auch für Österreich denkbar wären, wollte Kneissl in Rom nicht beantworte­n.

Alfano betonte, dass Wien den Beitrag für den europäisch­en Afrika-Trustfond auf sechs Mio. Euro verdoppelt habe. Kneissl wiederum lobte „Italiens Einsatz zur Stabilisie­rung der Lage in Nordafrika“.

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