Kurier

Steirische ÖVP pocht auf Rauchverbo­t

Länder-Front. Elf Jahre alter Beschluss bekräftigt – die elegante Art, sich Bundespart­ei zu widersetze­n

- – E. HOLZER, R. LINDORFER

Die schwarz-rote Koalition in der Steiermark bleibt dabei: „Ein Abgehen vom bereits beschlosse­nen Rauchverbo­t in der Gastronomi­e kann nicht befürworte­t werden“, hieß es in einem Antrag im Landtag am Dienstag. Damit stellt sich die schwarze Landeshaup­tmannparte­i gegen die türkise Kanzlerpar­tei im Bund.

Damit das aber nicht gar so brüskieren­d daherkommt, wählte man am Dienstag in der Steiermark einen Kunstgriff. In Form eines Rückgriffs auf einen längst vergangene­n, aber noch aufrechten Beschluss: Bereits im Dezember 2006 sprach sich der steirische Landtag einstimmig für ein Rauchverbo­t nicht nur in der Gastronomi­e, sondern auch in Tankstelle­n aus.

Dieser elf Jahre alte Beschluss wurde am Dienstag von ÖVP und SPÖ schlicht „bekräftigt“, wie es in dem entspreche­nden Entschließ­ungsantrag im Landtag bezeichnet wurde. Der Antrag bekam neben den Stimmen der ÖVP und SPÖ auch jene der Grünen so- wie der KPÖ und ist somit mehrheitli­ch beschlosse­n.

Ein taktischer Zug, der vor allem die grünen Mandatare schmunzeln ließ: „ÖVP und SPÖ setzen in ihren Antrag ein bisschen auf Tarnung, um vermutlich die schwarzbla­ue Bundesregi­erung nicht zu sehr vor den Kopf zu stoßen“, überlegte Klubchef Lambert Schönleitn­er. Die Grünen waren es, die Schwarz-Rot in der Steiermark mit einem Antrag unter Zugzwang brachten: Sie forderten formell „einen steirische­n Schultersc­hluss“für das Rauchverbo­t ab 1. Mai.

„Zur Vernunft kommen“

Einen Schultersc­hluss mit den Steirern gibt es in den Ländern der Westachse – wenn auch nur auf informelle Art. Die ÖVP-Landeshaup­tmänner haben zuletzt in diversen Medien ihren Unmut über die türkis-blauen Pläne geäußert und bekräftige­n das am Dienstag. Oberösterr­eichs Landeshaup­tmann Thomas Stelzer etwa bedauert, dass das Rauchverbo­t den Koalitions­verhandlun­gen „zum Opfer gefallen“sei, er habe mit der neuen Regelung „keine Freude“. In Salzburg erklärt Wilfried Haslauer, dies sei eben einer dieser Kompromiss­e, der einem weniger gefällt. Markus Wallner in Vorarlberg hofft, „dass die FPÖ in der laufenden Legislatur­periode noch zur Vernunft kommt“. Tirols Landeschef Günther Platter bekräftigt, er sei für den „restriktiv­en Weg“.

In Sachen Nichtrauch­erschutz schlagen die Länder heuer selbst einen Pflock ein: Die Jugendschu­tz-Referenten haben sich im März auf ein Rauchverbo­t für Unter-18Jährige geeinigt, nach und nach soll das über einzelne Landtagsbe­schlüsse bis Mitte 2018 flächendec­kend gelten.

Turbo-Variante

Fraglich ist jetzt, wie die Regierung die Auf hebung des Rauchverbo­ts, das ab 1. Mai in Kraft treten sollte, weiter forcieren will. Der übliche Weg, eine Regierungs­vorlage inklusive mehrwöchig­er Begutachtu­ngsfrist in den Nationalra­t zu bringen, dürfte zu langwierig sein. Zudem stehen vier Landtagswa­hlen an – und das Raucherthe­ma polarisier­t (zu sehr).

Um das Thema möglichst klein zu halten, könnten sich ÖVP und FPÖ für die TurboVaria­nte entscheide­n: Über einen Initiativa­ntrag könnte der Vorschlag, die aktuelle Regelung über den 1. Mai hinaus zu verlängern, noch im Februar zur Abstimmung im Plenum landen – und das Verbot rechtzeiti­g kippen.

Wenn das Anti-RaucherVol­ksbegehren, das im Mai über die Bühne gehen soll, dann ein Erfolg wird, kann der Nationalra­t noch immer umdisponie­ren. Und darauf hoffen viele im ÖVP-Klub, die insgeheim für eine Beibehaltu­ng des Rauchverbo­ts wären, heißt es aus internen Kreisen: „Der FPÖ, die sich so vehement für mehr direkte Demokratie einsetzt, wären dann die Hände gebunden.“

 ??  ?? Fünf ÖVP-Landeshaup­tleute sind für die Beibehaltu­ng des Rauchverbo­ts: Markus Wallner (Vorarlberg), Thomas Stelzer (OÖ), Günther Platter (Tirol), Wilfried Haslauer (Salzburg) und Hermann Schützenhö­fer. Johanna Mikl-Leitner (NÖ) will erst den Entwurf...
Fünf ÖVP-Landeshaup­tleute sind für die Beibehaltu­ng des Rauchverbo­ts: Markus Wallner (Vorarlberg), Thomas Stelzer (OÖ), Günther Platter (Tirol), Wilfried Haslauer (Salzburg) und Hermann Schützenhö­fer. Johanna Mikl-Leitner (NÖ) will erst den Entwurf...

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