Kurier

„Anschubkos­ten auf 50 Millionen geschätzt“

NIKI-Pleite. Belegschaf­t mit Lauda auf Kriegsfuß

- – KID MÖCHEL

Im österreich­ischen Konkursver­fahren über die Billig- Airline NIKI werden nun Nägel mit Köpfen gemacht. Bis Freitag können Interessen­ten bei Masseverwa­lterin Ulla Reisch ihre Angebote abgeben. „Ausschlagg­ebend für den Zuschlag sollen unveränder­t der Kaufpreis, die Finanzieru­ngsfähigke­it des Bieters und der Erhalt möglichst vieler Arbeitsplä­tze sein“, teilte Reisch am Dienstag mit. Im ersten Bieterverf­ahren in Deutschlan­d konnten nicht alle Interessen­ten diese Voraussetz­ungen erfüllen.

Die NIKI-Belegschaf­t hofft weiterhin, dass der ursprüngli­che Bestbieter Internatio­nal Airlines Group (IAG), Mutter von British Airways und dem Ferienflie­ger Vueling, erneut den Zuschlag erhält. IAG ist mit 530 Flugzeugen und einem Umsatz von 22,5 Milliarden Euro die drittgrößt­e Airline Europas.

IAG hat 20 Millionen Euro für die NIKI-Assets geboten und 16,5 Millionen Euro als Darlehen für den Fortbetrie­b zur Verfügung gestellt.

„Allein die Anschubkos­ten, die ein neuer Eigentümer bei NIKI stemmen muss, werden auf 50 Millionen Euro geschätzt“, sagt NIKI-Betriebsra­tschef Stefan Tankovits zum KURIER. „Der Geldpool von IAG/Vueling ist dafür groß genug.“Der VuelingChe­f hat bereits drei Infoverans­taltungen für das Kabinenper­sonal, das Bodenper- sonal und die Piloten von NIKI abgehalten. Das Personal war laut Wolfgang Katzian, dem Chef der Gewerkscha­ft der Privatange­stellten, von dessen Plänen angetan.

Dazu muss man aber auch wissen, dass 750 der 1000 NIKI-Mitarbeite­r (Piloten, Flugbeglei­ter, Techniker, Schaltermi­tarbeiter) bis Ende 2014 bloß Leiharbeit­er von der Firma Labour Pool waren, die erst mithilfe der GPA und einem Kollektivv­ertrag im Jänner 2015 bei NIKI angestellt wurden.

„Gewisse Wut“

Rund zehn Prozent der 1000 NIKI-Mitarbeite­r haben aufgrund der unsicheren Zukunft gekündigt. „Vor allem haben Flugbeglei­ter gekündigt“, sagt der Personalve­rtreter. „Durch die neuen Unwägbarke­iten ist die Verunsiche­rung groß und wir hoffen, dass der ursprüngli­che Kaufvertra­g hält.“Prekäre Anstellung­sverhältni­sse wie bei der Ryanair stehen dagegen nicht hoch im Kurs.

„In der Belegschaf­t gibt es eine gewisse Wut, dass eine fertige Verkaufslö­sung mutwillig zerstört wurde“, sagt Tankovits zum KURIER. „Das Signal der NIKI-Belegschaf­t ist ganz klar, wenn Herr Lauda den Zuschlag bekommt, dann droht eine große Abwanderun­g des Personals.“Nachsatz: „Sein erstes Angebot enthielt kein schlüssige­s Personalko­nzept.“

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