Die EU sucht nach Auswegen aus dem Plastikmüll-Dilemma
Müllberge. Müllvermeidung, besseres Recycling und eine Steuer sollen Plastikmüll reduzieren.
95 Prozent der Plastikverpackungen gehen nach deren Verwendung für die Industrie verloren, in Summe haben diese einen Wert von 70 bis 105 Milliarden Euro. Entweder sind sie nicht profitabel recyclebar, landen im Müll oder gar in der Umwelt.
Bei Plastiksackerln sei in letzter Zeit einiges passiert, doch habe die EU beim Vermeiden und Recyceln von Plastikmüll noch einen weiten Weg vor sich, sagte Frans Timmermans,Vizepräsident der EU-Kommission, gestern in Straßburg. Die Verschmutzung durch Plastikmüll sei für 240 Millionen Euro in die Hand genommen, weitere 100 Millionen Euro sollen folgen. Es gebe bereits Materialen, die Plastik ersetzen, doch funktionierten diese noch nicht so, wie man sich das vorstelle. Probleme gebe es bei der Kompostierung.
Krise als Chance
Das mit China einer der wichtigsten Plastikmüllexportmärkte weggefallen ist, sieht Timmermans als Chance. „Mit dem richtigen Zugang können wir Rohmaterialen richtig nutzen und diese mehrfach recyceln.“Bei Industrie und Konsumenten müsste mehr Bewusstsein für das Thema geschaffen werden. Weiße Plastikf laschen seien leichter re- cyclebar als bunte. „Ich glaube, neun von zehn Konsumenten würden zu der weißen Flasche greifen, wenn sie das wüssten“, so Timmermans.
Aus Österreich gibt es Zustimmung zu dem Vorstoß. „Die Plastikf lut muss eingedämmt werden“, sagt der ÖVP-Europaabgeordnete Lukas Mandl. Er sei jedoch für Anreize und gegen Verbote. Die Wiederverwertung von Plastik habe viel Entwicklungspotenzial.
Hauptgrund für die geplante Plastiksteuer ist neben dem Umweltschutz das von China verhängte Importverbot seit Anfang des Jahres für Plastikmüll. Experten sind uneins, ob eine Plastiksteuer sinnvoll wäre. Kunst- stoffe könnten zum Beispiel als leichter Werkstoff Umweltvorteile haben, häufig gebe es keine ökologisch sinnvollere Alternative. Außerdem müsste man dann auch Glas und Aluminium besteuern. Und: Wer damit Geld verdienen wolle, hätte wenig Motivation, Plastik zu vermeiden.
Die EU-Kommission will bis Mai entscheiden, ob sie die Einführung einer Plastiksteuer vorschlägt. Derzeit werde geprüft, wer diese Steuer zahlen soll. Alleingang könnte die EU bei dem Thema keinen machen, in Steuerfragen müssen sich alle EU-Staaten einig sein. Bis 2030 soll es jedenfalls nur noch recycelbares Plastik geben.