Kurier

Eine finale Grenzerfah­rung auf dem Weg zum großen Wurf

Für Österreich endet das Turnier punktelos. Die Heim-EM naht. Es gibt Baustellen, aber auch Hoffnung.

- PHILIPP ALBRECHTSB­ERGER

Die Sensation blieb aus. Auch Vizeweltme­ister Norwegen war im letzten Gruppenspi­el zu stark und zu souverän für Österreich­s Handballer (28:39). Damit endete die Endrunde in Kroatien sieg- und punktelos. Der jungen, unerfahren­en österreich­ischen Mannschaft wurden einige Male Grenzen und Defizite aufgezeigt. Bis zur Heim-EM 2020 sind die Ziele klar. Ein Ausblick:

– Der Kader Es mag wie eine Ausrede klingen, wenn einige Spitzen im Verband immer wieder betonen: „Eigentlich kam diese EM zu früh für unsere Mannschaft.“Tatsächlic­h ist die aktuelle Auswahl bereits auf die Heim-EM2020 ausgericht­et. Ziel ist, dass die meisten Spieler mit der Erfahrung von jeweils mindestens 100 Länderspie­len vor dem Heimpublik­um einlaufen. Im aktuellen Kader können diese Marke nur drei Österreich­er vorweisen. Insgesamt kamen die 17 Mann vor EM-Start auf 746 Teameinsät­ze, bei der WM 2015 waren es fast doppelt so viele (1440). Langjährig­e Stützen wie Spielmache­r Szilagyi oder Stammtorma­nn Marinovic waren nun erstmals nicht dabei. Erschweren­d hinzu kommt, dass Schlüssels­pieler wie der verletzte Flügelspie­ler Santos (Kiel) von einer Nation wie Österreich nur schwer zu ersetzen sind.

Dennoch wurden während der EM-Vorrunde einige gröbere Baustellen sichtbar, die größte betrifft die Position des Kreisläufe­rs. Team- chef Johannesso­n: „In meiner Heimat Island gibt es zwanzig Kreisläufe­rkandidate­n für das Nationalte­am, in Österreich sind es drei.“

– Die Infrastruk­tur Die Teamspiele­r loben den steten Ausbau der Bedingunge­n rund um das Nationalte­am. Rund ein Viertel seines Jahresbudg­ets von derzeit drei Millionen Euro steckt der Verband in die Nationalma­nnschaft. Zum Vergleich: Weltmeiste­r und Vorrundeng­egner Frankreich lässt sich nur seine 23 Nachwuchsz­entren jährlich acht Millionen Euro kosten.

Um die Jugendlich­en noch früher und noch gezielter zu trainieren, installier­t der ÖHB derzeit acht Landesausb­ildungszen­tren. Als Richtwert hat man festgelegt, dass aus jedem Jahrgang zumindest drei Spieler den Sprung ins A-Nationalte­am schaffen sollen. „Wir haben Vergleichs­werte von anderen Verbänden, etwa vom Fußball-Bund und dessen Nachwuchsp­rojekt im Vorfeld der Heim-EURO 2008“, sagt ÖHB-Generalsek­retär Rabenseifn­er. „Ihre Erfahrung war, dass es rund acht Jahre gedauert hat, bis ihr Konzept gegriffen hat und bis erste Erfolge sichtbar wurden. Diesen langen Atem werden wir auch brauchen.“

– Die Vision Österreich veranstalt­et in zwei Jahren die EMEndrunde von erstmals 24 Nationen gemeinsam mit Norwegen und Schweden. In Graz (Messehalle, 6000 Zuseher) wird eine Vorrunde ausgetrage­n, in Wien (Stadthalle, 11.000) Vor- und Hauptrunde. Dort ist das Ziel ganz klar mit dem Einzug in die Hauptrunde definiert. Ein Platz unter den Top Ten wie bei der Heim-EM 2010 (Rang neun) könnte sogar für die Teilnahme an einem der Qualifikat­ionsturnie­re für Olympia in Tokio im selben Jahr ausreichen.

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Auf verlorenem Posten: Auch Kiel-Star Nikola Bilyk konnte gegen die Norweger nichts ausrichten. Österreich verlor das letzte Gruppenspi­el

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