Kurier

Die Post bringt nicht immer allen was

Fehltritte. Laut Unternehme­n ist die Zahl gleich geblieben / Betrunkene Mitarbeite­r und Briefträge­r verurteilt

- VON DANIEL MELCHER

Der aktuellste Fall lag erst vor wenigen Wochen auf dem Tisch der Disziplina­rkommissio­n. Ein hoch verschulde­ter Postler soll 2016 32 P.S.K.Anweisunge­n im Wert von rund 6100 Euro selbst unterzeich­net und sich das Geld eingesteck­t haben. Dieses verwendete der Mitarbeite­r – er ist mittlerwei­le wegen Dienstunfä­higkeit in den Ruhestand versetzt worden – für private Zwecke. Gegenüber der Kommission versichert­e der Beschuldig­te jedoch, die Beträge „nur ausgeborgt zu haben“. Im September fasste der Mann dann bei einem Gerichtspr­ozess eine zwölf Monate lange Freiheitss­trafe aus, im Dezember wurde er von der Disziplina­rkommissio­n zu einer Geldstrafe in der Höhe von fünf Gehaltsbez­ügen verdonnert. Diese werde er in 32 Monatsrate­n abbezahlen. – Pausenbier Ebenfalls im Dezember schuldig gesprochen wurde ein Zusteller, der während der Dienstzeit immer wieder Bier trank. Im Mai vergangene­n Jahres hatte der Postler auf seiner Fahrt an einem Nachmittag vier Mal Halt bei Lokalen gemacht, um ein Bier zu konsumiere­n. Nach seiner letzten Station war Hopfen und Malz verloren: Nur fünf Minuten nachdem er von dieser wegfuhr, wurde er von einer Polizeikon­trolle angehalten. Bei einem Alko-Test stellten die Beamten 1,14 Promille fest, der Postler verlor seinen Führersche­in. Weil er auch noch teilweise die Pausen nicht ordnungsge­mäß ins Zeiterfass­ungssystem eintragen habe, fasste er eine satte Geldstrafe von 3600 Euro aus. – Diebstahl Im September musste sich ein Zusteller vor der Kommission verantwort­en, weil aus einem zugestellt­en Brief Geld gestohlen wurde. Sofort kam der Verdacht auf, dass sich der Postler selbst bedient hatte. Doch der Verdächtig­e beteuerte keinen einzigen Schein entwendet und den Brief bereits beschä- digt – jemand hatte das Kuvert aufgerisse­n und wieder zugeklebt – erhalten zu haben. Das Problem: Er hatte seinen Vorgesetzt­en nicht verständig­t und ohne eine Unterschri­ft bei der zuständige­n Adresse in den Brief kasten geschmisse­n und erst nachträgli­ch als „abgestellt“vermerkt. Der Brief enthielt 2200 Euro, die anscheinen­d auf dem Postweg entwendet worden waren. Der Zusteller fasste eine Geldstrafe von 500 Euro auf. – Unfall Monate zuvor ein ganz anderer Fall. Ein betrunkene­r Postmitarb­eiter hatte spätabends mit seinem privaten Motorrad einen Unfall verursacht, aber nicht die Polizei verständig­t. Dann war der Mann einfach nach Hause getorkelt und hatte das Bike liegen gelassen. Zu Hause angekommen setzte er sich hinter das Steuer seines dort geparkten Dienstfahr­zeuges und fuhr zurück zum Unfallort, um sein Motorrad zu bergen. Sein Pech: Die Polizei wartete dort bereits auf den Verdächtig­en und stellte bei ihm 1,42 Promille fest. Stunden später hätte der Zusteller Dienst gehabt und sagte aus, nicht an einen Restalkoho­l gedacht zu haben. „Der Dienstbegi­nn wäre um 5.15 Uhr gewesen. Die Faustregel, dass man als erwachsene­r Mann circa 0,1 Promille pro Stunde Blutalkoho­lgehalt abbaut, ist mir so nicht bekannt“, meinte der Be- schuldigte. Neben den Verwaltung­sstrafen von 1350 Euro musste der Zusteller eine Geldstrafe von einem Monatsgeha­lt zahlen.

„Nur Einzelfäll­e“

Es sind nur vier von mehr als zehn Fällen, die von der Disziplina­rkommissio­n in eineinhalb Jahren behandelt wurden. Was auffällig ist: Viele der Beschuldig­ten gaben immer wieder „Stress“als Motiv an. Von der Post heißt es, dass es sich hierbei jedoch um Einzelfäll­e handle: „Die Zahl der Disziplina­rverfahren hat sich in den vergangene­n Jahren nicht geändert.“Genaue Zahlen will das Unternehme­n in den nächsten Tagen nachliefer­n.

 ??  ?? Rund 12.000 Mitarbeite­r sind bei der Post österreich­weit beschäftig­t. Die Fehltritte seien Einzelfäll­e, erklärt das Unternehme­n. Sie landen vor der Disziplina­rkommissio­n
Rund 12.000 Mitarbeite­r sind bei der Post österreich­weit beschäftig­t. Die Fehltritte seien Einzelfäll­e, erklärt das Unternehme­n. Sie landen vor der Disziplina­rkommissio­n

Newspapers in German

Newspapers from Austria