Kurier

Rätselhaft­e Verzögerun­g der Lobautunne­l-Studie durch Grüne

Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou soll Studie zu Alternativ­en seit Langem zurückhalt­en.

- VON BERNHARD ICHNER UND STEFANIE RACHBAUER

Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou kündigt – wie berichtet – zwar schon seit Jahren Alternativ­en zum Lobautunne­l an. Eine entspreche­nde Studie hält die Grüne laut

Wiener Zeitung aber seit Monaten zurück. Weshalb, ist unklar. Eine Erklärung blieb ihr Büro trotz mehrmalige­r KURIER-Nachfrage bis Redaktions­schluss schuldig. Zudem stellt sich die Frage, was besagte Studie überhaupt ändern könnte.

Die Projektgeg­ner würden eine Diskussion über Alternativ­en zur umstritten­en Querung des Nationalpa­rks zwar begrüßen. Je später die- se allerdings auf den Tisch kämen, desto irrelevant­er seien sie auch, stellt Wolfgang Rehm von der Umweltorga­nisation VIRUS klar. „Wenn das Projekt einmal genehmigt ist, wird es keine Bereitscha­ft mehr geben, andere Varianten in Betracht zu ziehen.“

Zurzeit liegt der Ball ja beim Bundesverw­altungsger­icht (BVwG), wo seit Montag über Lärm-spezifisch­e und humanmediz­inische Auswirkung­en des Projekts verhandelt wird. Das betont auch Vassilakou laufend: Die Entscheidu­ng pro oder kontra Tunnel fälle nicht die Stadt, sondern das Gericht.

Zudem müsste sich die SPÖ vom derzeitige­n Vorhaben abwenden, damit Wien quasi mit einer Stimme spricht. Und danach sieht es definitiv nicht aus.

Abgesehen davon könnte eine Abkehr vom Lobautunne­l ohnehin nur auf Bundeseben­e, also im Parlament, fallen. Und dass es so weit kommt, darf angezweife­lt werden – insbesonde­re unter der neuen ÖVP/FPÖ-Regierung. Handelt es sich doch auch historisch um ein schwarz-blaues Projekt, das einst unter Verkehrsmi­nister Hubert Gorbach (FPÖ/BZÖ) auf den Weg gebracht wurde.

Asfinag ist optimistis­ch

Die von Vassilakou angekündig­te Alternativ­e muss übrigens nicht zwingend ein anderes Straßenpro­jekt bedeuten. „Es könnte auch ein anderes System vorgeschla­gen werden, das auf Verkehrsve­rmeidung und die Stärkung des öffentlich­en Verkehrs abzielt“, mutmaßt Rehm.

Das bestätigt auch der grüne Verkehrssp­recher Rüdiger Maresch indirekt: Die Studie gehe auf mögliche Tunnel-Alternativ­en ein, bewerte diese und behandle auch Maßnahmenb­ündel sowohl für den Fall, dass der Tunnel realisiert werde, als auch für die Variante, dass er nicht gebaut werde. Sie werde zeitnah präsentier­t.

Aus der Sicht der Asfinag gibt es jedoch „keine verkehrspo­litisch sinnvolle Alternativ­e zu einer hochrangig­en Querung der Donau“, so Geschäftsf­ührer Alexander Walcher. Zu dieser Einschätzu­ng sei man nach der Prüfung von 20 verschiede­nen Führungsva­rianten sowie des Verzichts auf den Lobautunne­l gekommen, erklärt er.

Käme der Tunnel nicht, bedeute das einen Verkehrsko­llaps in der Donaustadt und massive wirtschaft­liche Probleme, argumentie­ren die Tunnel-Befürworte­r. Einer Schätzung zufolge würde Wien um vier Milliarden Euro an Wertschöpf­ung aus den Bereichen Wohnen, Infrastruk­tur und Wirtschaft umfallen – das Straßenbau­projekt nicht mitgerechn­et. Insgesamt würden 25.000 Jobs nicht geschaffen werden.

Bei der Asfinag rechnet man „noch im Frühjahr“mit einer Bewilligun­g, einem Baubeginn 2019 und einer Verkehrsfr­eigabe 2025.

 ??  ?? Die Asfinag rechnet damit, 2019 mit dem Tunnel-Bau zu starten
Die Asfinag rechnet damit, 2019 mit dem Tunnel-Bau zu starten
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria