Kurier

Österreich – noch – ziemlich allein im Kampf gegen das AKW Paks

- – I. STEINER-GASHI, BRÜSSEL

Klage. In 14 der 28 EU-Staaten gibt es keine Atomkraftw­erke. Mehrere Länder, darunter Deutschlan­d, planen zudem in den kommenden Jahren den Ausstieg aus der Atomkraft. Dennoch schreitet Österreich ohne europäisch­e Mitstreite­r auf dem Rechtsweg, wenn es darum geht, den geplanten Ausbau des ungarische­n Kernkraftw­erk Paks zu verhindern.

Der Ministerra­t in Wien hat gestern beschlosse­n, bis spätestens 25. Februar vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f (EuGH) Klage einzureich­en. Geklagt wird dabei die EU-Kommission, die im Vorjahr Grünes Licht für staatliche Beihilfen Ungarns zum Ausbau des AKW gegeben hatte. Mehrere Milliarden Euro aus dem ungarische­n Haushalt werden in Finanzieru­ng der zwei neuen Druckwasse­rreaktoren russischer Bauart fließen. Zudem wird das Projekt mit einem ZehnMillia­rden Euro-Kredit aus Russland möglich.

Die Regierung in Wien rechnet sich gute Chancen aus, im Rechtsstre­it gegen die Kommission zu gewinnen. Man argumentie­rt dabei gegen die wettbewerb­sverzerren­den staatliche­n Beihilfen, steht aber auch auf dem Standpunkt, dass neue Atommeiler dem gesamteuro­päischen Interesse widersprec­hen: AKW würden den Ausbau erneuerbar­er Energie bremsen. Die EU-Kommission hingegen setzt verstärkt auf Atomkraft in Europa. So soll der CO2-Ausstoß verringert und die Energie-Abhängigke­it von Russland reduziert werden.

Gegen das britische AKW Hinkley Point läuft Österreich­s Klage bereits. Im Vorjahr wurde die Klage vom EuGH angenommen, das Urteil wird in den kommenden Monaten erwartet. Unterstütz­t wird Österreich bei seinem Kampf gegen Hinkley Point vom Streithelf­er Luxemburg. Dass Luxemburg auch gegen Paks mitzieht, ist aus Sicht Wiens „möglich“.

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